David Bowie: Popmeister und Blackstar

Neue Alben: Neil Young, David Bowie und Maritime

Neue Alben: Neil Young, David Bowie und Maritime

Drucken

Schriftgröße

Neil Young: Bluenote Café (Reprise Records/Warner)

Einfach hat es Neil Young seinen Fans nie gemacht. Vor allem in den Achtzigern spielte Uncle Neil, wie der heute 70-jährige Musiker noch immer liebevoll genannt wird, eine Reihe merkwürdiger Alben ein. Zwischen Krach und Science-Fiction-Getöse war da kaum Platz für die Rock’n’Roll-Leidenschaft seiner Anhängerschaft. Auf dem soeben veröffentlichen Live-Dokument „Bluenote Café“, das die Zeit Ende der 1980er-Jahre dokumentiert, hört man Young neben seiner Band Crazy Horse auch mit diversen Blues- und Funkmusikern werken. Dass das hier dokumentierte Saxophon- und Trompetenfeuerwerk grundsätzlich nicht schlecht, aber dann doch zu überladen klingt, passt eben nicht wirklich zur zerbrechlichen Stimme des kanadischen Rockmusikers. Young ist eben immer noch am besten, wenn er entweder alleine mit seiner Gitarre (oder auch am Klavier sitzend) singt, oder mit seiner Band Crazy Horse, „schwankend stolzieren wie ein betrunkenes Kamel“ über die Bühne fegt, wie das der deutsch-iranische Schriftsteller Navid Kermani so wunderbar beschrieben hat. (5.4/10) Ph.D.

David Bowie: ★/Blackstar (Sony)

David Bowie beschenkt sich zum Geburtstag wieder einmal selbst. War es vor drei Jahren die Single zu seinem letzten Album "The Next Day", erscheint diesmal gleich das ganze Album am 8. Jänner. Bowie begeht also seinen 69. Geburtstag mit seinem 27. Longplayer. Und quasi als Vorfreude auf das Geschenk hat der gute Mann nun den Titelsong des Albums als Video veröffentlicht. 9 Minuten und 59 Sekunden wabert es düster-geheimnisvoll dahin, zuckende Männer- und Frauenkörper und reich geschmückte Totenschädel bewegen sich um eine einsame Kerze, die, so zischt Bowie, im Zentrum aller Geschehnisse steht. Gehorchen dürfte sie wohl nur dem Blackstar selbst - und dieser trägt immer noch den Namen des Popmeisters persönlich. (S.W.)

Maritime: Magnetic Bodies/Maps of Bones (Dangerbird Records)

Wahnsinnig vielen Menschen und Medien ist es nicht aufgefallen: Aber Maritime aus Milwaukee haben ihr fünftes Album veröffentlicht. Und das ist eine Erwähnung und ein fröhliches Lächeln in kalten Novembertagen wert. Sänger Davey von Bohlen war bereits in den 1990er-Jahren mit Bands mit Cap'n Jazz und vor allem The Promise Ring für eine unaufgeregt-augenzwickernd-melodische Variante des Emo-Indie-Rock zuständig. Mit Maritime hat er diese Stärke kontinuierlich weitergeführt und über die Jahre mit reduzierter Schönheit verziert. Das macht schlicht und einfach Freude - und hin und wieder wird das Tempo auch noch schön angezogen. Schön schön! (7.4/10) (S. W.)