Holzkonzern Schweighofer
Was das Undercover-Video aus dem Schweighofer-Werk wirklich zeigt.

Schweighofer-Video: „Fragen Sie mich nicht, wie“

Was das Undercover-Video aus dem Schweighofer-Werk wirklich zeigt.

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Im Schweighofer-Werk von Sebeș sprechen US-Investoren vor. Sie wollen Holz aus Rumäniens Wäldern an den Konzern verkaufen. Allerdings: Wie viel geschlägert werden dürfe, diese Vorgaben sei ihnen zu „unflexibel“, sagen sie. Die Schweighofer-Manager: „Kein Problem.“

Dieses Video erregte vor neun Monaten Aufsehen. Die Holzhändler waren in Wahrheit von der US-NGO „Environmental Investigation Agency“ (EIA). Ihr Undercover-Film soll zeigen, dass Schweighofer illegales Holz akzeptiert.

Allerdings: Laut Schweighofer ist das Video „irreführend geschnitten“. Der Konzern fordert die EIA auf, das ungeschnittene Material herauszugeben. Doch „wir würden damit künftige Recherchen und unbeteiligte Dritte gefährden“, weigert sich EIA-Chef Bismarck. profil konnte dennoch exklusiv das ungeschnittene Material zur Gänze einsehen. Es handelt sich um zwei rund einstündige Besuche in Sebeș. Unter anderem trifft man sich mit Karl S., Schweighofer-Einkaufsleiter für Rumänien. Vorweg: profil konnte inhaltlich keinen Unterschied zwischen der ungeschnittenen und geschnittenen Version erkennen.

Mehrmals betont Karl S. im Gespräch, wie dringend Schweighofer Holz für seine Werke benötige. „Es gibt nicht genug Rohmaterial für das, was wir brauchen.“ Die vorgeblichen Händler mögen daher so viele Lastwägen schicken, „wie Sie beladen können“.

Die Besucher betonen mehrmals, dass sie gern mehr schlägern würden als vorgesehen. Sie würden „jede Extra-Produktion begrüßen“, sagen sie etwa. Karl S. antwortet auf derlei Ansinnen: „Wir haben jeden Tag 120 (ankommende, Anm.) Trucks. Wir sind sehr flexibel.“ Kurioserweise kritisieren die Manager zugleich das Problem des illegalen Schlägerns in Rumänien.

Weiters dreht sich das Gespräch um ein Bonussystem für Lieferanten, die mehr Holz als vereinbart liefern. Diese erhalten von Schweighofer Extra-Geld „an den Monats- und Quartalsenden“. Heute argumentiert Schweighofer, diese Boni würden sich auf geringe Zusatzmengen an Holz beziehen, deren Schlägerung in Sonderfällen legal sei.

Am Ende des Treffens betont Karl S. erneut, wie enorm die Holzmengen bei Schweighofer seien: „Wir verarbeiten (in Sebeș, Anm.) eineinhalb Millionen Kubikmeter, und das ohne jeden Import“, sagt er, „und es funktioniert“. Nachsatz: „Fragen Sie mich nicht, wie, aber es funktioniert.“ S. hat das Unternehmen inzwischen verlassen, obwohl er nichts falsch gemacht haben soll.

Auch E-Mails, die profil vorliegen, zeichnen ein ähnliches Bild. So fragen die vorgeblichen Händler schriftlich nach, ob sie wirklich „zweimal das erlaubte Level“ liefern dürfen. Ein Schweighofer-Mitarbeiter darauf: „Es ist kein Problem, den Vertrag im Juni zu unterzeichnen.“

Später – es ist der 24. April 2015 – langt jedoch eine völlig andere E-Mail ein. Plötzlich weist derselbe Mitarbeiter klar hin, dass „die Legalität allen Holzes (...) von den Papieren bestätigt werden muss“.

Also doch alles gut? Nicht ganz. Am Tag vor dieser letzten E-Mail hat nämlich ein rumänischer TV-Journalist vom Sender Antena 3 bei Schweighofer angefragt. Ihm würden Geheimvideos von fragwürdigen Gesprächen vorliegen.

Anmerkung: Wir begrüßen eine lebhafte Debatte zum Thema. Bitten jedoch darum, sachlich und höflich zu bleiben. Beleidigende und diffamierende Kommentare werden ausnahmslos gelöscht.