Edzard Ernst zieht Bilanz: "Alternativmedizin kann tödlich sein"
Wie gestaltet man die Placebokontrolle zu einer Geistheilung? Was also könnte ein geeignetes Instrument sein, um zu prüfen, ob des Geistheilers Wirken tatsächlich einen Effekt entfaltet oder bloß die Einbildung? Bei Medikamenten ist das evident: Eine Pille beinhaltet einen Wirkstoff, eine zweite, optisch identische, dagegen nicht. Doch wie sieht das Pendant dazu bei Geistheilungen aus? Wie bei Akupunktur? Immerhin dürfte der Patient, will man objektive Resultate erzielen, nicht merken, ob ihm potenziell heilsame Nadeln durch die Haut gestochen werden oder eine Simulation. Solchen Fragen hatte sich Edzard Ernst zu stellen, als er 1993 einen Job antrat, der ihm in der Fachwelt globale Bekanntheit eintragen sollte – und in anderen Kreisen Anfeindung, Wut und Hass.
Schauspieler als Placebo
Im britischen Exeter bekleidete Ernst, gebürtiger Deutscher, die weltweit erste Professur für Komplementärmedizin mit einem klaren Auftrag, dem er zwei Jahrzehnte lang nachkam: Nach streng naturwissenschaftlichen Kriterien untersuchten Ernst und sein Team den Nutzen von Homöopathie, Akupunktur, Chiropraktik, Chinesischer Medizin und weiteren alternativen Therapien. Und so ersannen die Forscher komplexe Versuchsanordnungen – und engagierten sogar Schauspieler, die beim Test von Geistheilungen den Part des Placebos übernahmen.
Im Verlauf von 20 Jahren entstanden rund 40 klinische Studien, gut 300 Reviews – vergleichende Auswertungen anderer Arbeiten – und mehr als 1000 Fachartikel, womit die Gruppe in Exeter die international mit Abstand produktivste war. Nun zieht Ernst eine Bilanz seiner Forschertätigkeit: in einem neuen Buch sowie im großen profil-Gespräch.
Lesen Sie die Titelgeschichte von Alwin Schönberger und sein Interview mit Edzard Ernst in der aktuellen Printausgabe oder als E-Paper (www.profil.at/epaper)!