Bisher zehn Passagiere tot

Adria-Fähre "Norman Atlantic": Alle Österreicher gerettet

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Nachdem die Zahl der Toten bei einem Fährunglück in der Adria auf mindestens zehn gestiegen ist, hat die Staatsanwaltschaft der süditalienischen Stadt Bari Ermittlungen gegen Schiffskapitän Argilio Giamocomazzi und gegen den Eigentümer der italienischen Reederei Visemar, Carlo Visentini, aufgenommen, die das verunglückte Schiff "Norman Atlantic" besitzt. Der Vorwurf lautet auf fahrlässiger Tötung.

Rückendeckung erhielt der Kapitän vom Admiral der italienischen Marine, Giuseppe De Giorgi: "Der Kapitän genießt meinen vollen Respekt, weil er mit größter Kompetenz und Würde seine Arbeit geleistet hat. Er hat als letzter das Schiff verlassen, wie es ein Kapitän tun muss", sagte De Giorgi.

Der Eigentümer der Reederei beteuerte, dass die Fähre erst am 19. Dezember einer Inspektion unterzogen worden war, bei der auch die Brandschutztüren überprüft wurden. Dabei sei eine "leichte Fehlfunktion" aufgefallen, die aber "zur Zufriedenheit der Inspektoren" behoben worden sei, versicherte Visentini. Die Autofähre "Norman Atlantic", die zwischen Griechenland und Italien im Einsatz war, hatte Platz für 490 Passagiere, war also nicht überbucht. Visentini sagte seine Zusammenarbeit bei den Ermittlungen zu.

Die Reederei Visemar beauftragte die niederländische Gesellschaft Smit, die "Norman Atlantic" in Sicherheit zu bringen. Nach Abschluss der Rettungsaktion übergab Kapitän Argilio Giacomazzi die Kontrolle über das havarierte Schiff an die italienische Marine. Vier Schlepper wurden losgeschickt, um die "Norman Atlantic" zunächst einmal zu stabilisieren.

Der Verbleib von Dutzenden weiteren Personen an Bord des Schiffes, deren Namen nicht auf der Passagierliste vorkamen, war Dienstagvormittag weiter unklar. Außerdem würden noch mindestens 38 Personen fehlen, die auf der Liste angegeben sind, darunter einige italienische Lkw-Fahrer, teilte die Marine mit. Das italienische Außenministerium versuchte, die Situation zu klären.

Das Feuer war am Sonntagfrüh aus noch ungeklärter Ursache auf dem unteren Parkdeck ausgebrochen. Wegen des schlechten Wetters konnten Passagiere und Besatzungsmitglieder nicht von anderen Schiffen aufgenommen werden, sondern mussten einzeln mit Hubschraubern von Bord gehievt werden. Fünf Österreicher an Bord wurden im Rahmen der eineinhalbtägigen Bergungsaktion schließlich sicher von der Fähre gebracht. Aus dem Rumpf des Schiffes quollen währenddessen dicke Rauchschwaden. Es fuhr unter italienischer Flagge und wurde von der griechischen Fährgesellschaft Anek Lines zwischen Patras und dem italienischen Hafen Ancona eingesetzt.

(APA/Red.)