Aleppo: Verdammt, was tun?
1. Die Wahrheit herausfinden.
Die Aufgabe, zu klären, wer in Aleppo was getan oder angeordnet hat, ist extrem schwierig – und ebenso wichtig. Das schulterzuckende Abwiegeln von Propagandisten, man könne ohnehin nichts mit Sicherheit wissen, ist falsch und schädlich. Richtig ist, dass derzeit kaum Journalisten vor Ort sind. Richtig ist aber auch, dass es einige verlässliche Quellen und vor allem auch Tausende Augenzeugen gibt, die – hoffentlich – bald befragt werden können, wenn sie erst einmal die Stadt verlassen haben. Beweise und Indizien können dazu dienen, ein Untersuchungsverfahren vor dem Internationalen Strafgerichtshof (ICC) voranzutreiben. Und: Wahrheit ist ein Wert an sich.
2. Den Realitätssinn bewahren.
Angesichts schrecklicher Bilder und Nachrichten ist es nachvollziehbar, dass Phrasen wie „Die Welt sieht tatenlos zu“ geäußert werden. Was aber bedeutet das? Die syrische Regierungsarmee führt mit Unterstützung von Russland und Iran einen Krieg im eigenen Land. Nur eine machtvolle Militärintervention hätte dem eventuell Einhalt gebieten können – möglicherweise um den Preis eines viel weitreichenderen Krieges. Weder die USA noch Europa waren zu einem Einsatz von Bodentruppen bereit. Und wer dies jetzt bedauert, sollte sich fragen, ob er 2012 oder 2013 dafür gewesen wäre – ohne UN-Sicherheitsratsmandat und ohne das Wissen, wie der Krieg verlaufen würde.
3. Solidarität zeigen. Nein, es verändert nichts, dass die Beleuchtung des Eiffelturms abgedreht wurde, dass Parlamente Resolutionen verabschieden und Bürger sich zu Demonstrationen und Mahnwachen versammeln. Aber jeder spürt, dass solche symbolischen Aktionen notwendig sind, weil Indifferenz politischen und emotionalen Schaden anrichtet. Schließlich: Wer Aleppo und anderen syrischen Katastrophen entronnen ist, braucht Hilfe. In Form von Spenden und in Form von politischer Unterstützung, wenn er oder sie als Flüchtling in Europa ankommt.