Angela Merkel: Mensch des Jahres 2015
Nie zuvor in der Geschichte hat eine Nation eine Karriere wie diese hingelegt: vom Inbegriff der Diktatur zum demokratischen Musterstaat; vom Abgrund der Unmenschlichkeit zum Sehnsuchtsort der Verzweifelten; von der Geißel der Staatengemeinschaft zur respektierten Führungsmacht; vom gefürchteten Troublemaker zum unverzichtbaren Troubleshooter – dazu ist Deutschland seit dem Ende des Nationalsozialismus in nur zwei Generationen geworden. Angela Merkel, die das Land seit 2005 regiert, ist mehr als eine Symbolfigur für diesen Wandel. So wie sie im vergangenen Jahr – dem krisenreichsten und schwierigsten, das Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs erleben musste – Politik gemacht hat, verkörpert die Bundeskanzlerin das neue Deutschland.
Als Kanzlerin einer Koalitionsregierung handelt Merkel nicht nach Belieben. Doch gerade in Ausnahmesituationen wird das Amt, das sie inne hat, substanziell von dem Menschen definiert, der es ausübt. Merkel hat 2015 in bemerkenswerter Weise über ihre eigenen politischen Interessen und die ihres Landes hinaus auch jene der gesamten EU vertreten: In der Ukraine-, der Griechenland- und der Flüchtlingskrise. Dass dies bei weitem nicht von allen so gesehen wird, liegt in der Natur der Sache. In allen drei Fällen gab und gibt es massive Einwände gegen den Kurs Deutschlands und seiner Kanzlerin; auch aus ihrer eigenen Partei, der CDU …
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