Iran

Atomprogramm: „Oder es wird die Hölle losbrechen”

Der Iran und die USA verhandeln wieder über das iranische Atomprogramm. Donald Trump droht mit Gewalt, sollten die Gespräche scheitern. Kann dieser maximale Druck funktionieren?

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Anfang März trudelte ein Brief von US-Präsident Donald Trump in Teheran ein, adressiert an Ayatollah Khamenei, den politischen und religiösen Führer des Iran. Trump beschrieb den Inhalt des Schreibens später gegenüber dem amerikanischen TV-Sender Fox News so: „Ich habe ihnen einen Brief geschrieben, in dem ich sagte: Ich hoffe, Sie werden verhandeln, denn wenn wir militärisch eingreifen müssen, wird das eine schreckliche Sache sein.“

Kurz darauf legte die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, nach: „Der Iran muss sich entscheiden. Entweder er geht auf die Forderungen von US-Präsident Trump ein oder es wird die Hölle losbrechen.“ Die Reaktion des Iran ließ nicht lange auf sich warten. „Wenn sie uns angreifen, werden sie zweifellos einen heftigen Gegenschlag erhalten“, wetterte Khamenei Ende März.

Drohung und Gesprächsangebot 

Doch Trumps Mischung aus Drohung, Druck und Gesprächsangebot scheint vorerst gefruchtet zu haben. Zum ersten Mal seit 2017 trafen sich am 12. April hochrangige Vertreter aus Washington und Teheran im omanischen Muscat zu einem direkten Gespräch.

Der US-Sondergesandte Steve Witkoff und der iranische Außenminister Abbas Araghtschi saßen zunächst in getrennten Räumen. Der omanische Außenminister Badr al-Busaidi pendelte zwischen den beiden Delegationen hin und her, die in vier Gesprächsrunden schriftliche Vorschläge austauschten.

Bereits bei den Verhandlungen zwischen April 2021 und August 2022 in Wien über die Wiederbelebung des Atomabkommens aus dem Jahr 2015 war der Ablauf ähnlich. Damals saß die iranische Delegation im Hotel Coburg, die Amerikaner im Hotel Imperial. Hochrangige EU-Diplomaten liefen die Wiener Ringstraße entlang und trugen Positionspapiere, Vorschläge und Gegenvorschläge zwischen den beiden Parteien hin und her.

Ein direktes Treffen zwischen den USA und dem Iran gab es in Wien nie. Das hatte der Iran strikt abgelehnt, mit Verweis auf mangelndes Vertrauen, nachdem Trump im Jahr 2018 das Wiener Atomabkommen einseitig aufgekündigt hatte. In Muscat war das anders: Nachdem die beiden Seiten zuerst indirekt verhandelt hatten, trafen Witkoff und Araghtschi für einen kurzen Austausch direkt aufeinander und brachen somit nach acht Jahren das Eis.

Beide Seiten beschrieben die Gespräche im Anschluss als „positiv“ und „konstruktiv“ und beschlossen, eine weitere Runde am darauffolgenden Samstag abzuhalten.

Stephanie Liechtenstein