Aufruf zur Versöhnung: Erste "Charlie Hebdo"-Ausgabe nach dem Attentat
Eine Woche nach dem Terrorangriff auf die "Charlie Hebdo"-Redaktion erscheint das französische Satiremagazin am Mittwoch erstmals wieder. Der Titel zeigt den Propheten Mohammed mit einem Schild in Händen, auf dem steht: "Je suis Charlie." Die noch lebenden Macher wollen das Blatt international in einer Rekordauflage von drei Millionen Exemplaren vertreiben.
Ägyptische Islamgelehrte warnten wegen der Mohammed-Karikatur vor einer neuen Welle des Hasses. Frankreich hatte zuvor der drei bei der Terrorwelle der vergangenen Woche getöteten Polizisten gedacht, in Israel wurden die vier jüdischen Opfer zu Grabe getragen.
Zwei Attentäter hatten vergangenen Mittwoch die Redaktion des Magazins gestürmt und zwölf Menschen erschossen. Der Anschlag war der Auftakt einer fast dreitägigen Terrorwelle im Großraum Paris, bei der fünf weitere Menschen starben.
"Alles ist vergeben"
Eine deutsche Fassung von "Charlie Hebdo" war zunächst nicht geplant. Der Inhalt soll lediglich ins Englische, Arabische und einige weitere Sprachen übersetzt werden. Das im Voraus veröffentlichte Titelbild der "Charlie-Hebdo"-Ausgabe zeigt erneut eine Mohammed-Karikatur. Über der Zeichnung steht "Tout est pardonné" (Alles ist vergeben). Nach den Glaubensvorstellungen von Muslimen sollen weder Gott noch Mohammed bildlich dargestellt werden. Frühere, zum Teil sehr derbe Mohammed-Karikaturen von "Charlie Hebdo" gelten als Hintergrund des Terrorangriffs auf die Redaktion.
Islamgelehrte: "Ungerechtfertigte Provokation"
Ägyptische Islamgelehrte reagierten mit scharfer Kritik auf die angekündigte neue Ausgabe. Diese "ungerechtfertigte Provokation von 1,5 Milliarden Muslimen weltweit" werde eine neue Welle des Hasses auslösen, erklärte die wichtige religiöse Einrichtung Dar al-Ifta in Kairo. Die Terrorgruppe Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQMI) hatte zuletzt im Internet mit weiteren Angriffen auf Frankreich gedroht.
10.000 Menschen vor dem Brandenburger Tor
Vor dem Brandenburger Tor in Berlin demonstrierten nach Polizeiangaben 10.000 Menschen gegen Gewalt und Hass. Zu den Teilnehmern gehörten Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Joachim Gauck. "Wir schenken Euch nicht unsere Angst. Euer Hass ist unser Ansporn", sagte Gauck. Verbände der Muslime und Türken in Deutschland hatten die Demonstration initiiert - als Zeichen gegen die islamistischen Anschläge von Paris.
(APA/Red.)