Beate Meinl-Reisinger

Meinl-Reisinger: „Alle Hilfslieferungen nach Gaza zu blockieren, geht einfach nicht“

Außenministerin Beate Meinl-Reisinger mahnt Israel zur Einhaltung des Völkerrechts, warnt davor, Wladimir Putin bei einem Friedensschluss straflos davonkommen zu lassen, und sie will den Freiheitsbegriff wieder von den autoritären Kräften zurückerobern.

Drucken

Schriftgröße

Frau Außenministerin, Sie haben in Ihrem Buch „Wendepunkt“, das Sie im vergangenen Jahr veröffentlichten, Europa eine „taumelnde Position“ bescheinigt und verlangt, dass es selbstbewusster auftreten muss. Sehen Sie da Fortschritte, oder haben Sie einfach die Perspektive gewechselt?

Meinl-Reisinger

Nein, ich habe überhaupt nicht die Perspektive gewechselt. Ich empfinde es als unglaubliche Ehre, aber auch als Auftrag, dass ich jetzt als Außenministerin meinen Beitrag leisten kann. Gestatten Sie, dass ich mir ausnahmsweise ein bisschen auf die Schulter klopfe: Ich habe damals fast schon prophetisch geschrieben, dass die Welt immer multipolarer wird und geopolitische Mächte versuchen, mithilfe des Gesetzes des Stärkeren ihre Interessen zu verfolgen.

Beate Meinl-Reisinger

Als Ihr Buch erschien, war Donald Trump noch nicht US-Präsident.

Meinl-Reisinger

Genau. Und dieser Entwicklung gegenüber hat Europa – und in noch größerem Maße Österreich – nur eine Chance: wenn es durch Einigkeit Stärke gewinnt. Im Handelskrieg mit den USA, in dem die Europäische Union sehr strategisch mit einer Stimme spricht, sieht man, was das bringt. In anderen Fragen lassen wir uns leider immer mehr auseinanderdividieren.

Robert Treichler

Robert Treichler

Ressortleitung Ausland, stellvertretender Chefredakteur