Freiwillige Kämpfer im wieder aufgeflammten Konflikt um Berg-Karabach

Bergkarabach: Ein lokaler Weltkrieg

Türkei, Russland, Israel, Iran: Aus dem Konflikt um Bergkarabach sind die Interessen von Regional- und Großmächten nicht wegzudenken.

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Ein Territorium, kaum größer als das Burgenland: Dünn besiedelt, keine Rohstoffe, wenig strategische Bedeutung- und trotzdem ist die Auseinandersetzung um Bergkarabach mehr als nur ein lokaler Kleinkrieg. In dem Konflikt, der seit 1991 nicht befriedet werden kann, mischen nämlich nicht nur Armenien und Aserbaidschan mit, sondern auch mehrere Regional- und Großmächte.

Türkei

Da ist zunächst die Türkei: Sie ist historisch und kulturell so eng mit dem autoritär regierten Aserbaidschan verbunden , dass sich der kleine Kaukasus-Staat gar nicht als eigene Nation begreift, sondern bloß als eigener Staat. Gleichzeitig ist die Türkei unversöhnlich mit Armenien verfeindet. Das Zerwürfnis geht auf den Genozid zurück, den das Osmanische Reich in den Jahren 1915 und 1916 an seiner armenischen Minderheit verübte.

Bei der aktuellen Eskalation spielt die Türkei offenbar eine zentrale Rolle. Berichten zufolge wurde die aserbaidschanische Offensive zumindest seit vergangenem Juli vorbereitet. Damals beteiligten sich türkische Truppen an einem groß angelegten Manöver in Aserbaidschan, die Regierung in Ankara entsandte zudem Militärberater. Es deutet auch einiges darauf hin, dass die Türkei syrische Söldner für den Krieg rekrutiert hat - was beide Länder vehement dementieren.

Russland

Die Schutzmacht Armeniens wiederum ist Russland, das zwar kein Interesse an Chaos im Kaukasus, aber ein mehr als schwieriges Verhältnis zur Türkei hat. Die Regierungen in Moskau und Ankara sind nicht nur in Bergkarabach in einen Stellvertreterkrieg verwickelt, sondern auch in Syrien und in Libyen, wo weitere Akteure ins Spiel kommen: Saudi-Arabien und die Golfmonarchien etwa, die ihrerseits mit dem Iran im Clinch liegen - und damit dem größten Nachbarland von Armenien und Aserbaidschan.

Israel

Das ist insofern bedeutsam, als Aserbaidschan beste Beziehungen zu Israel unterhält. Die Regierung in Jerusalem liefert dem dortigen Regime Waffen und bekommt dafür Öl, Gas und einen Vorposten gegen seine Erzfeinde, die Mullahs in Teheran.

Die militärische Unterstützung aus Israel verschafft Aserbaidschan bei den derzeitigen Kampfhandlungen ebenso einen Vorteil wie jene aus der Türkei: Ohne Kampfdrohnen aus beiden Ländern wären die jüngsten Terraingewinne in der Region Bergkarabach schwer denkbar; ohne Hilfe aus Russland ebenso wenig: Die Regierung in Moskau hat nämlich kein Problem damit, sowohl Aserbaidschan als auch seinen Protegé Armenien mit Waffensystemen zu versorgen.

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Seit Jahrzehnten ringen Armenien und Aserbaidschan um die autonome Republik Bergkarabach - jetzt ist aus dem dahinflackernden Konflikt ein offener Krieg geworden. Seine Bedeutung geht weit über die Region hinaus.