David Davis (l.) und Michel Barnier

Brexit-Gespräche gestartet: Die fünf Hauptakteure bei den Verhandlungen

Es wird eine Riesenaufgabe. Beim Brexit löst sich mit Großbritannien ein Land aus der Europäischen Union, dessen Gesetzgebung seit mehr als 40 Jahren mit der Gemeinschaft verwoben ist. Und das in weniger als zwei Jahren. Eine zentrale Rolle werden dabei diese fünf Männer spielen.

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DAVID DAVIS: Sein Job ist einzigartig: David Davis (68) ist der britische Brexit-Minister; er soll also den Ausstieg seines Landes aus der EU managen. Der EU-Kritiker gilt als erzkonservativ, sprach sich für die Todesstrafe und gegen die Gleichstellung von Homosexuellen aus. Er hat kein Problem damit, sich auch mal gegen seine eigene Partei zu positionieren. Wegen seiner Unnachgiebigkeit trägt er den Spitznamen "Monsieur Non". Stück für Stück kämpfte er sich nach oben: Davis war Versicherungsangestellter, studierte Informatik und war 17 Jahre lang in einem Lebensmittelkonzern beschäftigt. Seit 30 Jahren sitzt der Konservative im britischen Parlament und war zeitweise auch Staatssekretär für Europafragen im Außenministerium. Davis ist verheiratet und hat drei Kinder.

TIM BARROW: Eine Führungsrolle auf britischer Seite nimmt Tim Barrow ein, der erst seit Jänner EU-Botschafter Großbritanniens in Brüssel ist. Der 53-Jährige gilt als pragmatischer Problemlöser, der sich nicht scheut, die Wahrheit zu sagen. Barrow kann auf eine mehr als 30-jährige Karriere als Diplomat zurückblicken, Kollegen loben seinen Erfahrungsschatz. Von 2011 bis 2015 war der vierfache Vater Botschafter in Russland, von 2006 bis 2008 in der Ukraine. Zuletzt arbeitete er als politischer Direktor im Londoner Außenministerium. Auch auf Brüsseler Parkett bewegt sich Barrow sicher. Sein Vorgänger Ivan Rogers trat frustriert von seinem Amt als EU-Botschafter zurück. Rogers warf der britischen Regierung Mangel an "ernsthafter, multilateraler Verhandlungserfahrung" vor.

MICHEL BARNIER: Für die Europäische Union ist Michel Barnier Verhandlungsführer. Dafür bringt der 66-jährige Franzose reichlich Erfahrung mit: Er hatte verschiedene Ministerposten in Frankreich und war zweimal EU-Kommissar. In Großbritannien kam seine Ernennung zuerst nicht gut an, denn als Binnenmarkt-Kommissar war er von 2010 bis 2014 für die Bankenregulierung zuständig - was ihm am Finanzplatz London wenig Freunde machte. In der EU hat sich Barnier aber seit seinem Amtsantritt im Oktober viel Respekt erworben, indem er die Verhandlungen akribisch vorbereitete und dabei engen Kontakt in die europäischen Hauptstädte hielt. Die eigentlichen Verhandlungen will er bis Oktober 2018 abschließen, um noch Zeit für die Ratifizierung zu lassen. Barnier ist verheiratet und Vater von drei Kindern.

DIDIER SEEUWS: Didier Seeuws (51) wird sein ganzes in einer langen Diplomatenkarriere erworbenes Taktgefühl brauchen. Er soll die Brexit-Gespräche für den Rat, also die Vertretung der EU-Staaten, verfolgen. Sprachrohr und Chefunterhändler der EU ist zwar Barnier. Seeuws - oder ein Stellvertreter - darf bei den Gesprächen aber anwesend sein. Delikat dürfte für den Belgier die Leitung einer speziellen Arbeitsgruppe im Rat werden: Dort sind alle EU-Staaten außer Großbritannien vertreten. Seeuws wird sie über den Stand der Verhandlungen auf dem Laufenden halten - und dabei helfen, Einigkeit unter den Ländern herzustellen. Mit unterschiedlichen Interessenlagen in Europa kennt Seeuws sich aus. Er war unter anderem belgischer Botschafter bei der EU und Kabinettschef des früheren Ratspräsidenten Herman Van Rompuy.

GUY VERHOFSTADT: Der Belgier Guy Verhofstadt ist der Brexit-Beauftragte des EU-Parlaments. Der Chef der liberalen Fraktion ist ein glühender und streitlustiger EU-Verfechter. Wenn es nach ihm ginge, dann würde das Staatenbündnis deutlich enger zusammenwachsen und dabei ordentlich Tempo machen. In seinem Heimatland Belgien war Verhofstadt neun Jahre lang Ministerpräsident. Sein Einfluss auf die Gespräche ist indes eher begrenzt: Der 64-Jährige ist eher eine Art Verbindungsmann des EU-Parlaments. Die Abgeordneten müssen dem Verhandlungsergebnis zwar am Ende zustimmen, den Verlauf der Gespräche werden aber wohl eher die EU-Kommission und die Staaten bestimmen.