Vor allem in der Hauptstadt Burundis nehmen die Kämpfe zu.
Warum in Burundi ein Genozid drohen könnte

Unheil über Bujumbura

Weshalb in Burundi ein Genozid drohen könnte und sich der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag bereits mit dem afrikanischen Land beschäftigt.

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Burundi ist eines jener Länder, das sich öfters in den Schlagzeilen findet, weil etwas Schlimmes passiert ist. Zehn Millionen Einwohner, bitterarm, dazu ein Präsident, der nicht aus dem Amt weichen will. Nun hat auch noch der Internationale Strafgerichtshof im niederländischen Den Haag begonnen, das Land zu untersuchen.

Warum ermittelt die Den Haager Chefanklägerin?

Die gambische Juristin Fatou Bensouda hat die zahlreichen Berichte ausgewertet, die systematische Morde, Vergewaltigungen, Folter und Verhaftungen beschreiben. Im vergangenen Jahr sollen je nach Quelle zwischen 500 und 700 Menschen getötet worden sein, eine Viertelmillion ist aus dem Land geflohen.

Wie hat der Konflikt angefangen?

Vor einem Jahr hätte die Amtszeit von Präsident Pierre Nkurunziza enden sollen. Doch der 52-Jährige wollte nicht weichen. Die Opposition protestierte, ein Putschversuch eines Armee-Generals scheiterte. Nun wird gekämpft. Der Präsident traut sich kaum in die Hauptstadt Bujumbura, die Polizei geht brutal gegen alle vor, die sie als verdächtig ansieht. UN-Beobachter sprechen von neun Massengräbern, die sich im Land befinden sollen.

Was macht das alles noch gefährlicher?

In Burundi stehen sich nicht nur Regierung und Opposition gegenüber, sondern auch zwei Volksgruppen: Hutu und Tutsi. Erstere sind in der Mehrheit, Letztere wurden in der deutschen und belgischen Kolonialzeit als Elite installiert. Sowohl Burundi als auch sein Nachbar Ruanda erlebten größere Massaker in den Jahren 1959, 1963, 1972, 1988, 1993 und 1994. Die Gewaltausbrüche wurden meist von den Regierenden losgetreten.

Welche Rolle spielt der Präsident?

Pierre Nkurunziza ist ein Hutu und Christ, der sich als von Gott auserwählter Führer betrachtet. Er wird vor allem von Hutu-Rebellengruppen bekämpft. Nun scheint er zu versuchen, die Hutu gegen die Tutsi aufzubringen. Hochrangige Mitglieder seiner Partei forderten im Radio dazu auf, die "Kakerlaken mit Kugeln zu besprayen“ oder "an die Arbeit zu gehen“. Der britische "Economist“ sieht darin "verhängnisvolle Echos“ aus Ruanda im Jahr 1994. Damals wurden die Hutu auch über das Radio und mit ähnlichen Codewörtern aufgehetzt. In nur 100 Tagen schlachteten sie mehr als eine halbe Million Tutsi ab.

Droht im schlimmsten Fall ein Genozid?

Auszuschließen ist das nicht, wie das Beispiel Ruanda zeigt. Die internationale Gemeinschaft ist jedenfalls besorgt - auch wenn dabei noch wenig Zählbares herauskam. Die Afrikanische Union wollte 5000 Soldaten in das Land schicken, doch Burundi legte sich quer. Auch die UNO überlegt eine Friedensmission, bislang aber ohne Ergebnis.