Bunker-Boom in den USA
profil: Sie bauen in zwei Fabriken in Kalifornien und Texas 19 verschiedene Arten von Bunkern und Schutzräumen - gegen Nuklearangriffe, Waldbrände, Tornados. Wie läuft das Geschäft? Hubbard: Seit Beginn der Nordkorea-Krise klingelt mein Telefon durchgehend. Als ich 2011 begann, war die Nachfrage nicht groß; ich verkaufte zehn Bunker im Jahr. Heuer werden es Hunderte, meine Lager sind praktisch leer. Der Umsatz ist dieses Jahr zehn Mal höher als im Vorjahr.
profil: Welchen Anteil daran hat die Angst vor Nordkorea? Hubbard: Derzeit fast 100 Prozent. Im Alltagsbusiness sind Tornados ein guter Teil des Geschäfts. Ich schätze, dass US-weit jährlich 40.000 bis 50.000 Tornado-Schutzräume installiert werden. Aber immer mehr Schutzräume, die ich jetzt baue, sind Hybride - eine Mischung aus Tornado- und Atomschutzbunker. Bevor Nordkorea auf den Plan trat, machten sich die Menschen vor allem wegen der Terrormiliz IS Sorgen. Sie hatten Angst, dass der IS eine schmutzige Bombe in die Hände bekommt und diese gegen die USA einsetzt. Auch als Präsident Trump Befehl gab, Syrien zu bombardieren, explodierte mein Handy förmlich. Da verstanden die Menschen, dass Trump ein Präsident ist, der keine Angst davor hat, in den Krieg zu ziehen - also müssen wir etwas tun, um uns zu schützen. Trump hat unserer Industrie definitiv geholfen.
In vier oder fünf Jahren werden 30 bis 40 Prozent der Neubauten in den USA einen Schutzraum haben.
profil: Wer sind Ihre Kunden? Hubbard: Bisher waren es Republikaner aus der Oberschicht. Mit der Nordkorea-Krise halten sie sich mit den Demokraten inzwischen die Waage. Meine Kunden werden auch wirtschaftlich diverser: Für die günstigeren Modelle, die rund 20.000 Dollar kosten, interessieren sich auch Arbeiterfamilien. Man verliert mit dieser Investition in Wahrheit ja nichts - die Räume sind vielseitig nutzbar. Viele meiner Kunden verwenden ihren Bunker als Waffenraum oder als Weinkeller.
profil: Glauben Sie, dass der Bunker-Boom anhalten wird? Hubbard: Aktuell ist die Bunker-Industrie in den USA ein 250-Millionen-Dollar-Geschäft. Ich gehe davon aus, dass es in wenigen Jahren ein Milliardenbusiness sein wird. Die Unvorhersehbarkeit der Welt, in der wir leben - politisch, klimatisch -, ist die neue Normalität. Ich kann mir nicht vorstellen, dass in Zukunft Häuser ohne Bunker gebaut werden. In vier oder fünf Jahren werden 30 bis 40 Prozent der Neubauten in den USA einen Schutzraum haben, entweder unter dem Haus oder über der Erde.
profil: Und wenn sich die Lage um Nordkorea wieder beruhigt? Hubbard: Nach Nordkorea werden wir es mit dem Iran zu tun haben. Russland wird uns immer erhalten bleiben. Moskau baut selbst Bunker für seine Bürger - in den vergangenen vier Jahren waren es 10.000 Schutzräume. Auch China baut Bunker. Wir haben kein Zivilverteidigungsprogramm, man muss es also mehr oder weniger selbst machen.