Buschfeuer in Australien: Ein verkohltes Nichts
Die Verwüstung war schlimmer, als er es sich je hätte vorstellen können. Mehr als fünf Wochen ist es her, dass die Flammenfront über das unberührte Buschland meines 84-jährigen Vaters Alastair östlich von Melbourne hinwegfegte. Seither hatte er zugewartet und gebangt.
Die einzige Autobahn von Melbourne nach East Gippsland war seit über einem Monat für den gesamten Verkehr, abgesehen von Einsatzfahrzeugen, gesperrt. Kleinere Straßen, die zu abgelegenen Gemeinden führten, waren unpassierbar. In der Region wüteten die Brände inzwischen weiter.
Über Wochen hatte sich mein Vater mental auf die Rückkehr zu seinem geliebten Zufluchtsort vorbereitet. Er hatte damit gerechnet, dass seine Hütte beschädigt und der umliegende Busch bis zu einem gewissen Grad verbrannt wären. Doch als er dann vergangene Woche die letzten Kilometer dorthin zurücklegte, war er fassungslos. Der Feuersturm hatte alles ausgelöscht. Geblieben waren nur ein verkohlter Kamin und zwei ausgebrannte Fahrzeugwracks inmitten einer Wüste aus Asche, aus der hie und da ein ausgebrannter Baumstamm ragte.
Jetzt stand er vor einem verkohlten Nichts, einem apokalyptischen Alptraum; nicht ein einziger grüner Trieb war geblieben. Einige Fußabdrücke, vielleicht von einem wilden Hund, waren im Staub sichtbar. Eine kürzlich abgeworfene Schlangenhaut lag über einem geschwärzten Baumstamm. Doch von den Makropoden - den Wallabys, den Kängurus - keine Spur. Nur der Kot eines Wombats deutete darauf hin, dass mindestens eines der großen Beuteltiere überlebt hatte - vorerst zumindest, denn ohne Vegetation dürfte ihm ein langsamer Tod durch Verhungern fast sicher sein. Papa hatte einige gefrorene Kaninchen mitgebracht, falls er auf überlebende Riesenwarane treffen sollte. Er fand keinen, den er füttern konnte.
Der größte Schock aber war die vollständige Vernichtung mehrerer mindestens 200 Jahre alter Buchsbäume. Sogar die Wurzeln der seltenen und geschützten Riesen waren ausgebrannt, Löcher im Boden die einzigen Anzeichen dafür, dass an diesen Stellen hochragende Stämme gestanden waren.
Die Zerstörung durch den Feuersturm setzte sich bis zum Fluss Genoa fort, der Grenze seines Besitzes. In früheren Feuersaisonen hatte Vaters Fluchtplan vorgesehen, zum Wasser zu laufen und einzutauchen, bis die Gefahr vorüber war. Er ist jetzt überzeugt, dass er selbst dann die Intensität dieses Feuers auf keinen Fall überlebt hätte.
Bereits 2008 warnte Ross Garnaut, Berater der australischen Regierung für den Klimawandel, dass "die Feuersaison früher beginnen, später enden und im Allgemeinen intensiver sein wird" und dass dieser Effekt "bis 2020 direkt beobachtbar sein" werde. "Das Gewicht der wissenschaftlichen Beweise sagt, dass die Australier dem Risiko eines schädlichen Klimawandels ausgesetzt sind", so sein Bericht.
Papa ist verzweifelt. Er ist ein Pragmatiker, den persönlichen Verlust kann er verschmerzen. Aber wie die meisten Australier ist er überwältigt von dem wahnwitzigen Ausmaß der Schäden, die dem Land zugefügt wurden. Wir wussten seit Jahrzehnten, dass dies kommen würde, und haben dennoch absolut nichts getan, um die Katastrophe zu verhindern, die nun in vollem Ausmaß über uns hereinbricht.