China: Wie grün ist Xi Jinping?
Xi Jinping hat sein Land seit Anbruch der Pandemie nicht mehr verlassen. Der chinesische Präsident, einer der mächtigsten Männer der Welt, tritt seit 21 Monaten ausschließlich virtuell auf.
Auch die Klimakonferenz im schottischen Glasgow hat der Chef der Kommunistischen Partei Chinas geschwänzt. Das hat für Kritik gesorgt. China stößt jährlich mehr aus als alle Industriestaaten zusammen.
Versprechungen in Glasgow
Joe Biden, Präsident des zweitgrößten Emittenten auf dem Erdball, bezeichnete Xis Fernbleiben als „großen Fehler“ und tadelte ihn mit den Worten: „China will eine Weltmacht sein, aber verpasst Glasgow? Kommt schon!“ Hinter den Kulissen wird selbstverständlich zusammengearbeitet. Xi Jinping hat den Sondergesandten Xie Zhenhua nach Schottland geschickt. Vergangene Woche erklärte dieser, mit den USA eine Klima-Vereinbarung treffen zu wollen. „Als die zwei großen Mächte in der Welt müssen wir die Verantwortung übernehmen, mit anderen Seiten bei der Bekämpfung des Klimawandels zusammenzuarbeiten“, so Xie Zhenhua.
Während sein Unterhändler in Glasgow Versprechungen macht, ist Xi anderwärtig beschäftigt. Er ist dabei, die Geschichte seiner Partei, die im 21. Jahrhundert immer noch Hammer und Sichel im Emblem trägt, umzuschreiben. Chinas Kommunisten feiern ihr 100-jähriges Bestehen. Im Vergleich zu dieser Zeitspanne ist Xi ein junger Amtsträger. Als er 2012 an die Macht kam, war Angela Merkel schon sieben Jahre Kanzlerin.
Doch anders als Merkel musste Xi Jinping nie Koalitionsverhandlungen führen oder sich mit Oppositionellen auseinandersetzen. Er kann kritische Dokumentarfilme aus dem Internet löschen und sie durch einheitliche Propaganda ersetzen. Seine Sicherheitskräfte können Händler verhaften, die es wagen, Bücher über das Privatleben und das Vermögen der Parteielite zu vertreiben. Wenn er will, kann er mit einem Federstrich die Geschichte Chinas umschreiben, und genau das tut er auch.
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