Jahresrückblick

Das war 2024: Die deutsche Ampel-Regierung geht kläglich zu Ende

Die prägenden Stunden des Jahres. Mittwoch, 6. November, 20.30 Uhr: Olaf Scholz sagt zu Christian Lindner: „So. Doof.“

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Das dünne Finale des großen deutschen Dramas findet im Bankettsaal des Berliner Kanzleramts statt, Willy-Brandt-Straße 1, fünfter Stock. Dort tagt an diesem Mittwoch der Koalitionsausschuss der deutschen Bundesregierung, die von einer „Ampel“ aus SPD, FDP und Grünen gebildet wird. Die Partei- und Fraktionsvorsitzenden sind da, Ministerinnen und Minister, Kanzler Olaf Scholz (SPD), sein Vize Robert Habeck (Grüne), Finanzminister Christian Lindner (FDP). Rot und Gelb sind einander zu diesem Zeitpunkt schon längst nicht mehr grün, seit Tagen wird vordergründig um einen gemeinsamen Haushalt gerungen, tatsächlich aber geht es ums Ganze: um die Möglichkeit einer gemeinsamen Zukunft.

Kurz nach halb 9 Uhr abends ist diese Möglichkeit dann endgültig ausgeschöpft. „Lieber Christian, ich möchte nicht mehr, dass du meinem Kabinett angehörst, und werde morgen den Bundespräsidenten bitten, dich zu entlassen“, sagt Scholz zu Lindner. Es folgt, wie Sitzungsteilnehmer berichten, ein Moment der Stille, dann sagt Lindner nur: „Okay.“ Man schüttelt einander noch einmal die Hände, Scholz dann noch: „So. Doof.“ Mit diesen Worten geht seine Regierung nach knapp drei Jahren zu Ende.

FDP-Fraktionschef Christian Dürr ergreift das Wort und geht zur Tagesordnung über, Lindner setzt nach: „Christian, ich habe hier doch gerade etwas Dramatisches gesagt!“

Sebastian Hofer

Sebastian Hofer

schreibt seit 2002 im profil über Gesellschaft und Popkultur und ist seit 2020 Textchef dieses Magazins.