Krieg in Nahost

Debatte über Israels Militäroffensive: Krieg der Worte

In der Debatte über Israel stehen einander zwei Extrempositionen gegenüber. profil geht der Frage nach, wo berechtigte Kritik am Vorgehen Israels in Gaza aufhört und Antisemitismus beginnt.

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Kriegsverbrechen und Völkermord, Antisemitismus und Antizionismus, Apartheid und Rassismus – der Streit um die Deutungshoheit beim Krieg in Nahost ist vor allem einer der Begriffe und deren Definitionen.

In erbittertem Kampf stehen einander zwei unvereinbare Extrempositionen gegenüber. In den Augen der einen ist Israel eine Kolonialmacht, die in den besetzten Gebieten ein Apartheid-System errichtet hat und die einen genozidalen Krieg in Gaza führt. Für die anderen agiert jeder antisemitisch, der Israel kritisiert, also die halbe Welt. So behauptet etwa Israels Premier Benjamin Netanjahu, die Militäraktion im Gazastreifen werde nur kritisiert, „weil wir Juden sind“.

Mehr als 9000 Kilometer weiter westlich machten amerikanische Studentinnen und Studenten mit pro-palästinensischen Protestcamps auf sich aufmerksam. Viele von ihnen werfen Israel Genozid vor, rufen antisemitische Parolen und sprechen Israel das Existenzrecht ab; die Verbrechen der Terrororganisation Hamas werden weitgehend ignoriert. Auch in Wien errichteten Aktivisten vergangene Woche ein Protestcamp. Am Campus im Alten AKH hängen Banner mit Botschaften wie „Kriegsverbrechen hat kein Existenzrecht“ und „Laut gegen Genozid“.

Siobhán Geets

Siobhán Geets

ist seit 2020 im Außenpolitik-Ressort.