Deutschland

Schwarz-Rot in Berlin: Weiter so, aber wohin?

Friedrich Merz soll mit den Stimmen von Union und SPD zum deutschen Kanzler gewählt werden. Kann er der schlechten Wirtschaftslage und der wachsenden AfD trotzen?

Drucken

Schriftgröße

Es war ein Auftritt, der Zuversicht und Tatkraft vermitteln sollte. Nach 45 nervenfordernden Verhandlungstagen präsentierten die Spitzen von Union und SPD in einem nichts als Kälte ausstrahlenden Bürogebäude im Berliner Regierungsviertel ihren 141-seitigen Koalitionsvertrag mit dem schnörkellosen Titel „Verantwortung für Deutschland“.

Aus den Mündern der Parteichefs tönten Worte wie Fanfarenklänge: „Vor uns liegt ein starker Plan, mit dem wir unser Land wieder nach vorne bringen können“ (CDU-Chef Friedrich Merz); „Es ist vollbracht! Das, was jetzt vorliegt, ist eine Antwort auf die Probleme unserer Zeit“ (CSU-Chef Markus Söder); „Es ist uns gelungen trotz unterschiedlicher Standpunkte Brücken zu bauen“ (SPD-Co-Chef Lars Klingbeil; „Wir starten die große Initiative zur Modernisierung Deutschlands“ (Klingbeils Konkurrentin, die SPD-Co-Chefin Saskia Esken).

Während all das vor den versammelten Kameras und Korrespondenten gesagt wurde, schien es, als ob die Körper der Koalitionäre ihren eigenen Statements und der beschworenen Harmonie widersprechen wollten: Sie schwitzten (Merz), sie streckten sich, ruderten unkoordiniert mit den Armen, machten abfällige Handbewegungen (Söder, als Merz und Esken dran waren), sie brachen anlasslos in Grinsen aus und kratzten sich die Ohren (Klingbeil, als Esken sprach) oder strahlten ein generelles Unwohlsein aus (Esken).