Ampelkoalition in der Krise
Deutschland

Deutschland vor Neuwahlen: Vielen Dank für die Blumen

Nach dem Bruch der Ampelkoalition schlittert die größte Volkswirtschaft Europas führungslos durch krisenhafte Zeiten. Können die Wahlen am 23. Februar die Machtverhältnisse in Deutschland klären?

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Am Montagabend, es war der fünfte Tag nach dem Platzen der Ampelkoalition, brachte die SPD einen prächtigen Strauß Blumen ins Büro von CDU-Chef Friedrich Merz. Der Bote war SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich. Während in der Öffentlichkeit weiter mit drastischen Worten übereinander hergezogen wurde (Merz über Bundeskanzler Olaf Scholz: „Respektlos“, „auf Dissens ausgerichtet“, „Sie spalten das Land“), sollten hinter verschlossenen Türen Blumen sprechen. Denn: Man braucht einander noch. Beziehungsweise: Das Land braucht, dass man einander braucht.

Die Entlassung des Finanzministers war unvermeidlich.

Bundeskanzler Olaf Scholz

Und tatsächlich, hinter den Kulissen einigten sich Merz und Mützenich auf geordnete Wahlen und weitgehend konstruktives Abstimmungsverhalten. Es geht also weiter. Die Regierungskrise wird nicht zur Staatskrise. Jetzt wird wieder nach vorn geblickt. Es ist bereits Wahlkampf. Und so stellt sich die Frage: Was ist am Abend des 6. November 2024 wirklich geschehen? Woran ist die Ampel nach drei Jahren Streit und Stagnation gescheitert? Und was könnte eine künftige Regierung, bevor sie ihre eigene Agenda angeht, daraus lernen?

„Die Entlassung des Finanzministers war unvermeidlich“, sagte Bundeskanzler Scholz in seiner Regierungserklärung eine Woche nach dem Ampel-Aus.

Nur: Hat tatsächlich der Crashkurs von Ex-Finanzminister Christian Lindner, dessen FDP spätestens, seit sie nach den Wahlen in Sachsen und Thüringen in keinem einzigen ostdeutschen Landesparlament mehr vertreten ist und in der politischen Todeszone um plus/minus fünf Prozent Wähleranteil schwebt, das Scheitern der Ampel provoziert? Oder wurde er entlassen, weil er sich konsequent weigerte, am Heiligtum der deutschen Politik, der Schuldenbremse, zu rütteln, also keinen Verfassungsbruch begehen wollte?

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