Die raffgierige Elite Afrikas
An die 20 Luxusautos, eine 35-Millionen-Dollar-Villa in Malibu und eine 76 Meter lange Yacht – all das (und noch viel mehr) wurde Teodoro Nguema Obiang Mangue in den vergangenen Monaten von Justizbehörden in Frankreich, der Schweiz, den Niederlanden und den USA abgenommen: Die dortigen Strafverfolgungsbehörden gehen unter anderem wegen illegaler Bereicherung und Geldwäsche gegen den Sohn des Präsidenten der Republik Äquatorialguinea vor, der als Minister und Vizepräsident des bitterarmen afrikanischen Landes ein Vermögen im Wert von mehreren Hundert Millionen Dollar angehäuft hat.
Armut braucht der 47 Jahre alte Obiang – sein Vater Teodoro Obiang Nguema Mbasogo amtiert als dienstältester Diktator Afrikas – dennoch nicht zu fürchten. Eine Zweit-Yacht ist ihm vorerst ebenso geblieben wie sein 38 Millionen Dollar teurer Privatjet, eine umfangreiche Sammlung von Michael-Jackson-Memorabilia und weitere Besitztümer von unbekanntem, aber zweifelsohne beträchtlichem Wert. Das könnte sich allerdings durch ein Gerichtsverfahren ändern, das Anfang Jänner in Frankreich begonnen hat.
Der Prozess lenkt wieder einmal den Blick auf die Korruption in Afrika. In zahlreichen Staaten werden Wirtschaftswachstum und Armutsbekämpfung nicht zuletzt durch die hemmungslose Selbstbereicherung und den grassierenden Nepotismus herrschender Eliten behindert (wobei deren Umtriebe vielfach durch westliche Politik- und Wirtschaftsinteressen ermöglicht und unterstützt wurden). Einige Beispiele ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
- In Gabun regiert die Familie des 2009 verstorbenen Autokraten Omar Bongo nicht nur weiterhin das Land (Sohn Ali ist seinem Vater als Präsident gefolgt), sie kontrolliert auch große Teile der Wirtschaft. Im Sommer 2015 sahen sich die Bongos unter massivem öffentlichen Druck gezwungen, einen Teil ihres Vermögens an eine gemeinnützige Stiftung zu übertragen – darunter zwei von insgesamt 39 Familien-Immobilien in Frankreich. Bongo wurde vergangenes Jahr wiedergewählt.
- In Kongo-Brazzaville ist der Clan des seit mehr als 30 Jahren regierenden Präsidenten Denis Sassou-Nguesso zu Wohlstand gelangt und besitzt zahlreiche Anwesen im Ausland. Drei Villen in Frankreich wurden 2015 von den Behörden beschlagnahmt. Ähnlich wie sein Kollege Bongo feierte auch Sassou-Nguesso vergangenes Jahr einen fulminanten Wahlsieg.
- In Kenia gilt die Familie von Präsident Uhuru Kenyatta als größter Landbesitzer. - In Burundi führen Angehörige von Präsident Pierre Nkurunziza ein Unternehmenskonglomerat, das durch Staatsaufträge reich wird. - In Zimbabwe kontrolliert die Frau des despotischen Langzeitherrschers Robert Mugabe den Diamantenhandel. - In Angola führt die Tochter von Präsident Eduardo dos Santos die staatliche Erdölgesellschaft Sonangol.