Dolchverbot in Italien

Ein Urteil des italienischen Höchstgerichts erzürnt die Religionsgemeinschaft der Sikh - und freut die Rechten.

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Dass es bei einem Streit um religiöse Kleidung nicht automatisch um züchtig verhüllte Frauen gehen muss, zeigt ein Fall aus Italien. Er handelt von einem indischen Mann, der auf offener Straße einen 20-Zentimeter-Dolch am Gürtel trug. Die Polizei hatte ihn verhaftet, weil er keine Erlaubnis für die Stichwaffe besaß. Doch der sogenannte Kirpan ist nicht nur einfach eine Waffe, sondern auch ein wichtiges religiöses Symbol der Sikh. Er soll zeigen, dass die Männer der Religionsgemeinschaft bereit sind, die Armen und Schwachen der Gesellschaft zu verteidigen.

"Verletzung geltender Gesetze"

Da ihm verboten wurde, den Dolch zu tragen, sah sich der fromme Sikh in seiner Religionsfreiheit eingeschränkt und ging vor Gericht. Vergangene Woche fiel das Urteil der dritten und letzten Instanz gegen ihn. Die zeremonielle Waffe passe nicht in die "Welt unserer Werte", erklärte der Kassationshof, das höchste Gericht in Rom. Es sei außerdem nicht zu akzeptieren, "dass das Beharren auf eigene Werte, auch wenn diese im Ursprungsland der Einwanderer legal sind, im Gastland zur Verletzung geltender Gesetze führt".

Der Sikh muss nicht nur den Dolch ablegen, sondern auch noch 2000 Euro Strafe zahlen. Mit dem Grundsatzurteil sieht die italienische Sikh-Gemeinde die Religionsfreiheit ausgehebelt - und bekommt für diese Kritik sogar Unterstützung von der katholischen Kirche: Monsignore Giancarlo Perego von der Bischofskonferenz verurteilt das Kirpan-Verbot. Die Richter sollten "Nachhilfe in religiöser Symbolik und ihrer Bedeutung nehmen". Erfreut ist hingegen die italienische Rechte, allen voran Giorgia Meloni, die Chefin der nationalkonservativen Partei Fratelli d'Italia. Sie fordert einen Höchstgerichtsentscheid, um nun auch die Burka zu verbieten.