Nahost-Gespräche

Ehemalige palästinensische Politikerin Hanan Ashrawi: „Es braucht einen Wechsel der Führung in Israel und Palästina“

Die ehemalige palästinensische Politikerin Hanan Ashrawi will das Massaker der Hamas vom 7. Oktober nicht zum Fokus der Debatte werden lassen. Sie stellt die israelische Besatzung ins Zentrum.

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Sie haben in Ihrer langen politischen Laufbahn immer dazu aufgerufen, im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern die gewaltsamen Auseinandersetzungen zu beenden und eine Verhandlungslösung zu suchen. Was die Hamas am 7. Oktober getan hat, war das exakte Gegenteil dessen, verübt in exakt entgegengesetzter Absicht. Was dachten Sie an jenem Tag?
Ashrawi
Die Gewalt hat nicht am 7. Oktober begonnen. Ich betrachte den 7. Oktober niemals als isoliertes Ereignis. Bereits die Gründung des Staates Israel war begleitet von schrecklicher Gewalt, Massakern an Palästinensern, der Zerstörung ihrer Dörfer und der Vertreibung der Bevölkerung. Wir haben uns bemüht, den Lauf der Geschichte zu ändern, wir versuchten, eine Verhandlungslösung zu finden, aber Israel war entschlossen, seine Politik der Beherrschung, der Unterdrückung und der Ausbreitung zu verfolgen. Es hat immer mehr Land beansprucht und hat sich so verhalten, als hätten Palästinenser keine Rechte. Vor diesem Hintergrund sehe ich den 7. Oktober als kleines Kapitel in einer Serie von Gewaltakten an.
Sie wollen das tatsächlich ein „kleines Kapitel“ nennen? Diese unglaubliche Gewaltorgie?
Ashrawi
Selbstverständlich war es entsetzlich. Aber wann immer die Opfer von Verbrechen Palästinenser sind – und dafür gibt es Tausende und Abertausende Beispiele –, nennt es niemand entsetzlich.
Was am 7. Oktober geschah …
Ashrawi
Robert   Treichler

Robert Treichler

Ressortleitung Ausland, stellvertretender Chefredakteur