US-Wahl

Wieso Erie County die US-Wahlen entscheiden könnte

Wer im Wahlbezirk Erie County im gewichtigsten Swing State Pennsylvania gewinnt, zieht in der Regel auch ins Weiße Haus ein.

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Nicht einmal 300.000 Menschen leben in Erie County im äußersten Nordwesten Pennsylvanias, gerade einmal rund 177.000 registrierte Wählerinnen und Wähler gibt es hier. Und dennoch ist ihre Entscheidung ein zuverlässiger Hinweis darauf, wer am Dienstag zum nächsten US-Präsidenten gewählt wird – oder zur ersten Präsidentin des Landes. 

Darüber entscheidet nicht die Gesamtzahl der Wählerstimmen, sondern die sogenannten Wahlmänner: Wer einen Bundesstaat für sich gewinnt, erhält die Stimmen aller Wahlleute, der Rest der Stimmen verfällt. In den meisten Bundesstaaten steht der Sieger de facto schon fest, weil sie in fester demokratischer oder republikanischer Hand sind. Ausschlaggebend sind deshalb die Swing States. Das sind im Süden und Westen Nevada und Arizona, im Norden beziehungsweise Osten Michigan, Wisconsin, North Carolina, Georgia und Pennsylvania.

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Pennsylvania ist der gewichtigste Swing State, 19 Wahlmännerstimmen gibt es in dem Bundesstaat zu holen. Das Rennen ist knapp, in Umfragen liegen Trump und Harris innerhalb der Schwankungsbreite gleichauf. 

Ein Swing County in einem Swing State

In Pennsylvania ist Erie County die aussagekräftigste Region. Wer hier gewinnt, siegt in der Regel auch im Bundesstaat Pennsylvania und zieht ins Weiße Haus ein. Erie hat, wie auch Pennsylvania als Ganzes, 2008 und 2012 für Barack Obama gestimmt und 2016 für Donald Trump. Im Jahr 2020 hat Joe Biden Trump hier um nicht einmal 1.400 Stimmen geschlagen. 

Der Wahlkreis ist, wenn man so will, ein Swing County in einem Swing State, die „Financial Times“ nennt Erie County den „ground zero“ im umkämpften Bundesstaat Pennsylvania. Statistisch ist die Bevölkerung durch ihr Gemisch aus Bewohnern ländlicher und städtischer Regionen offenbar besonders repräsentativ.

Wie werden die Menschen in Städten und am Land, die Wählerinnen und Wähler mit und ohne College-Abschluss diesmal abstimmen?

Frauen und Städte reichen nicht für Harris‘ Sieg

Umfragen gibt es keine, und auch die Zahl der Briefwahlstimmen lässt keine zuverlässigen Schlüsse zu. Zwar haben mit mehr als 25.000 diesmal besonders viele Menschen im Vorfeld per Briefwahl abgestimmt – eine Methode, die traditionell eher Demokraten nutzen. Doch heuer haben auch die Republikaner zum „early voting“ aufgerufen. Wer die Mehrheit der Briefwahlstimmen erhält, wird sich erst bei der Auszählung am Wahltag und danach zeigen.

Sicher ist: Um den Swing State Pennsylvania für sich zu gewinnen, braucht Harris mehr als eine Mehrheit der Frauen und der Bewohner der großen Städte. Für einen Sieg muss sie auch in den Vororten gut abschneiden und ihren Vorsprung im urbanen Raum (allen voran in Philadelphia) ausbauen. Im Jahr 2020 gewann Joe Biden Pennsylvania mit 80.000 Stimmen Vorsprung – weil er Menschen überzeugen konnte, die 2016 Trump gewählt hatten. 

Siobhán Geets

Siobhán Geets

ist seit 2020 im Außenpolitik-Ressort.