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Europandemie: Wie Europa mit Corona umgeht

Die Zahlen der Neuansteckungen mit dem Coronavirus steigen überall in Europa. Die konkreten Problemlagen und Strategien dagegen sind von Land zu Land unterschiedlich.

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Irland: Einsame Alte

Letzte Woche Mittwoch war es so weit: Als erstes EU-Land fand sich Irland in einem zweiten Lockdown wieder. Für sechs Wochen - also bis zum 1. Dezember - gilt wieder eine strenge Ausgangssperre. Die Maßnahme der Regierung ist eine Panikreaktion. Die Angst ist groß, dass Irlands miserables Gesundheitssystem unter der Last der Corona-Fälle endgültig kollabieren könnte. In Irland waren die Corona-Bestimmungen von Anfang an hart. Darunter litten besonders ältere Menschen. Für über 70-Jährige galt von März bis Anfang Mai das "Cocooning" zu Hause-sie durften nicht einmal spazieren gehen. Um einer Vereinsamung entgegenzuwirken, wurde nun das Konzept der "Support Bubble" eingeführt: Alleinlebende dürfen sich mit einem weiteren Haushalt zusammentun. In Irland wohnen mehr als 400.000 allein, weitere 200.000 sind alleinerziehend.
 

Frankreich: Risiko Obdachlosigkeit

Die Großmetropole Paris ist besonders hart von der Ausbreitung des Coronavirus betroffen. Rund zwölf Prozent der Pariser haben sich bis Oktober mit der Krankheit infiziert. Unter der obdachlosen Bevölkerung der Stadt sind es sogar 40 Prozent. Das liegt wohl auch daran, dass Wohnungslose den Lockdown im Frühling in überfüllten Notunterkünften verbringen mussten, wo es keine Möglichkeit zum Abstandhalten gab. Wer sich nicht daran hielt und auf der Straße aufgegriffen wurde, musste Strafe zahlen.

Polen: Fußballspiel am Krankenbett

Das einstige Vorzeigeland in der Corona-Krise wird zum Sorgenkind. Auch in Polen steigt die Zahl der Infizierten-und die Angst vor einer Überlastung des Gesundheitssystems. Viele Ärzte und Krankenschwestern arbeiten in den reichen Staaten Westeuropas, zusätzliches Pflegepersonal soll nun aus der Armee und der Feuerwehr kommen.

Um einen möglichen Bettenmangel zu verhindern, hat die Regierung angekündigt, das Nationalstadion in Warschau mit 500 provisorischen Krankenbetten auszustatten. Weitere sollen folgen, insgesamt könnten bis zu 80.000 zusätzliche Betten zur Verfügung gestellt werden. Fußballspiele sollen dennoch stattfinden können: Die Patienten werden in den Konferenz-und Büroräumen der Stadien untergebracht.
 

Niederlande: König ohne Urlaub

Es hätten Herbstferien im sonnigen Griechenland werden sollen. Doch die niederländische Königsfamilie ist nach nur einem Tag auf dem Peloponnes wieder nach Hause geflogen. Dafür entschuldigt hat sich aber nicht König Willem-Alexander selbst, sondern Premier Mark Rutte. Der Regierungschef hatte strenge Maßnahmen für sein Land angekündigt-und den geplanten Urlaub der Royals dabei nicht mitbedacht. Rutte musste eingestehen, dass dieser nicht mit den neuen Restriktionen vereinbar sei.

Slowakei: Testen, testen, testen

Als zweites EU-Land nach Luxemburg will nun auch die Slowakei alle seine Einwohner auf das Coronavirus testen. Die Regierung in Bratislava hat 13 Millionen Tests bestellt, mindestens 90 Prozent der Bevölkerung sollen getestet werden. In Luxemburg hat eine ähnliche Strategie wenig zur Eindämmung der Pandemie beigetragen. Im 620.000-Einwohner-Staat wurden seit dem Frühsommer mehr als 950.000 Tests durchgeführt. Das Problem: Nur zehn Prozent der entdeckten Infektionen gehen auf dieses Large-Scale-Testing zurück, das vor allem asymptomatische Fälle aufdecken soll. Zudem wurden bei Weitem nicht alle Einwohner des Großherzogtums getestet. Manche Menschen nehmen das Angebot immer wieder in Anspruch, während andere ganz darauf verzichten. Es scheint, als wären Tests im großen Stil sinnvoll, eine endgültige Lösung des Problems sind aber auch sie nicht.