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Folgt mir! Wie Elon Musk Politik macht

Wie aus dem Tech-Pionier Elon Musk erst ein Multimilliardär und dann ein radikaler Meinungsmacher wurde, der die Politik beeinflusst – auch in Europa.

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Elon Musk hat sich entschieden. Jahrelang hegte er eine tiefe Abneigung gegen Donald Trump, bezeichnete ihn wiederholt als „größten Schwätzer überhaupt“. Doch nun unterstützt er ihn im Rennen um die US-Präsidentschaft.

„Ich liebe Elon“, sagte Trump kürzlich über Musk.

Vor wenigen Tagen kündigte Trump an, sich von Musk interviewen zu lassen. Ausgestrahlt werden soll das Gespräch am Montagabend auf Musks eigener Social-Media-Plattform X, vormals Twitter, besonders kritisch dürfte es nicht werden. Musk hatte sich unmittelbar nach dem Attentatsversuch auf Trump Mitte Juli hinter den republikanischen Präsidentschaftskandidaten gestellt. Auf X agitiert er seither gegen Trumps Rivalin Kamala Harris.

Freunde und Familie warnen Musk seit Jahren davor, sich in die Politik einzumischen und aggressive Posts abzusetzen. Vergeblich.

Am 4. August 2024 postet Elon Musk einen einzigen Satz: „Ein Bürgerkrieg ist unvermeidbar.“

Es geht um Großbritannien, wo ein rechtsextremer Mob Bürger, Polizisten, Moscheen und Asylzentren angreift. Musks Tweet ist die Antwort auf einen Post, der die Ausschreitungen auf „Masseneinwanderung“ und „offene Grenzen“ zurückführt. Angeheizt hatte den Mob eine Falschmeldung, die sich auf X rasend schnell verbreitete. Ein 17-Jähriger hatte bei einem Tanzkurs im nordwestenglischen Southport drei Mädchen im Alter von sechs, sieben und neun Jahren erstochen. Danach ging auf X und anderen Plattformen das Gerücht um, der Täter sei ein muslimischer Asylwerber. Tatsächlich handelte es sich um einen Briten mit aus Ruanda stammenden Eltern ohne muslimischen Hintergrund.

Tommy Robinson, die Stimme hinter den Krawallen, sieht in Musk einen Heiland der freien Meinungsäußerung. Der Rechtsextremist verlinkt den Tech-Unternehmer unter seinen Postings, in der Hoffnung, dass er sie mit seinen fast 200 Millionen Followern teilt. Musk wiederum erklärt, dass man nur noch auf X die Wahrheit lesen könne und etablierte Medien der Regierung nachplappern würden.

Tommy Robinson gefällt das. Und nicht nur ihm. Elon Musk, der Pionier der Elektromobilität, ist zum Liebling der Rechten geworden.

Dabei wählte er früher die Demokraten und spendete Geld an die Kampagnen von Barack Obama und Hillary Clinton.

Wie ist aus einem unpolitischen Nerd der einflussreichste Troll des Internets geworden?

Siobhán Geets

Siobhán Geets

ist seit 2020 im Außenpolitik-Ressort.

Franziska Tschinderle

Franziska Tschinderle

schreibt seit 2021 im Außenpolitik-Ressort. Studium Zeitgeschichte und Journalismus in Wien. Schwerpunkt Südosteuropa / Balkan.