Was gibt es da zu sehen?

G20-Gipfel in Hamburg: Was gibt es da zu sehen?

Fragen und Antworten zum G20-Gipfel in Hamburg

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1. Worum geht es bei den G-Gipfeln überhaupt?

Das G steht für Gruppe, und die Zahl gibt einen Hinweis, wie viele Länder dazugehören. In allen diesen Gruppen geht es um Staaten, die sich informell miteinander koordinieren wollen, zum Beispiel bei Finanzen, Handel oder Wirtschaft. Im Laufe der Jahre hat sich eine lange Liste von Gs angesammelt: G6, G7, G8, G8+5, G10, G15, G20, G22, G33, G77.

2. Was unterscheidet die G20 von den anderen?

Die Gruppe der 20 wurde gegründet, um sich mit dem internationalen Finanzsystem zu beschäftigen. Der Auslöser dafür war die asiatische Wirtschaftskrise im Jahr 1997. Der damalige US-Präsident Bill Clinton regte an, dass sich Industrienationen regelmäßig mit einer Gruppe von Schwellenländern austauschen. Erst sollte die Veranstaltung G22 heißen, dann G33, am Ende hat sich der Name G20 durchgesetzt. Das erste Treffen fand 1999 in Berlin statt, der Gipfel in Hamburg am 7. und 8. Juli wird der zwölfte sein.

3. Was gibt es da zu sehen?

Einen Riesenzirkus: Donald Trump, Angela Merkel, Recep Tayyip Erdoğan, Vladimir Putin, Emmanuel Macron, Narendra Modi, Xi Jinping und noch einige mehr haben sich angesagt. Dazu kommen zahlreiche Journalisten (rund 4800 sind akkreditiert), Polizisten (etwa 15.000 im Einsatz) und Demonstranten (bis zu 50.000 werden erwartet). Das "Hamburger Abendblatt“ hat außerdem recherchiert, dass sich rund 3000 "plane spotter“ auf den Weg machen: Sie werden versuchen, die Jets und Dienstflieger der Weltelite am Flughafen für ihre Sammlungen zu fotografieren.

4. Wer entscheidet, wer kommen darf?

Das ist etwas verwirrend: Es werden immer dieselben 19 Länder eingeladen (USA, Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Italien, Japan, Kanada, Russland, China, Brasilien, Indien, Indonesien, Argentinien, Mexiko, Südafrika, Australien, Südkorea, Saudi-Arabien und die Türkei). Der kanadische Politologe und G-Gipfel-Experte John Kirton schreibt, dass diese Liste unter der Regie von deutschen und US-amerikanischen Diplomaten vor dem ersten Treffen in Berlin 1999 zusammengestellt wurde. Das 20. Mitglied ist nicht einmal ein Land, sondern die EU. Das bedeutet, dass die EU-Staaten Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien gleich doppelt vertreten sind. Um es noch komplizierter zu machen, kann jede Präsidentschaft weitere Gäste vorschlagen.

5. Warum ärgert das die Schweizer?

Weil sie zu den wichtigsten Industrienationen gehören, im Finanzsystem eine erhebliche Rolle spielen - und trotzdem nicht automatisch bei jedem G20-Treffen dabei sind. Sie sind nicht die Einzigen, die das nervt. Die etwas willkürlich hergestellte Exklusivität der G20 führte immer wieder zu Kritik der Nichteingeladenen. Um sie zu besänftigen, kann jede Präsidentschaft Gäste vorschlagen, darunter Institutionen wie den Internationalen Währungsfonds (IWF) oder die Weltbank. Manche Nichtmitglieder werden aber selten gefragt und andere andauernd. Das beste Beispiel dafür ist Spanien, das immer dabei ist.

6. Warum dürfen einige Türken nicht einreisen?

Die türkische Regierung hat eine Liste von 50 Sicherheitsleuten geschickt, die auf deutschem Boden die türkische Delegation schützen sollen. Nicht ungewöhnlich: Auch die USA oder Russland reisen mit eigenen Bodyguards an. Doch auf der türkischen Liste standen Männer, die in den USA per Haftbefehl gesucht werden: Sie sollen dort vor dem Weißen Haus Anti-Erdoğan-Demonstranten verprügelt haben. Die deutschen Behörden haben sich deswegen geweigert, sie einreisen zu lassen.

7. Was wollen die Deutschen besprechen?

Im Wesentlichen drei Punkte: wie die Welt mit dem Ruf nach mehr Protektionismus umgehen soll, Gesundheitspolitik und Afrika. Vor allem für den letzten Punkt erhielten die Organisatoren viel Applaus, denn der Kontinent ist beim G20 unterrepräsentiert: Südafrika ist das einzige Mitglied, dazu kommen die afrikanischen Staaten, die gerade der Afrikanischen Union und dem Entwicklungsbündnis Nepad vorstehen.

8. Wer wird diesmal besonders beobachtet?

Das Enfant terrible der internationalen Politik: Donald J. Trump. Wird er jemanden beim Gruppenfoto beiseitestoßen, wie schon in Brüssel? Wie reagiert Angela Merkel diesmal auf ihn? Was wird er inhaltlich beisteuern, nachdem er sein Land ja ganz aus der Weltpolitik verabschieden will? Dazu kommt ein spannendes Ereignis: Es ist das erste Mal seit seinem Wahlsieg, dass Trump direkt auf Vladimir Putin treffen könnte, dessen Beziehung zu ihm seit Monaten von verschiedenen US-Ermittlern untersucht wird.

9. Welcher Gast steht politisch am weitesten rechts?

Der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel sagte in der Woche vor dem Gipfel, es würden weit rechtere Regierungen nach Hamburg kommen als jene des in Europa stark angefeindeten Trump. Wen er damit meinte, verriet er nicht. Unter den Teilnehmern finden sich jedenfalls einige Kandidaten: Der indische Premier Modi gilt als Hindu-Nationalist, der russische Präsident Putin umgab sich mit rechten Vordenkern, der türkische Präsident Erdoğan feuert den Nationalismus an, aber auch der saudische König Salman ibn Abd al-Aziz geht wohl nur schwer als Mitte-links-Politiker durch.

10. Und welcher ganz weit links?

Der Papierform nach Xi Jinping, chinesischer Staatschef und einziger in Hamburg vertretener Kommunist. Generell sind linke Regierungschefs derzeit eher Mangelware unter den Mitgliedern der G20. Die meisten kommen aus konservativen oder liberalen Parteien, von den europäischen Vertretern stammt lediglich der italienische Premier Paolo Gentiloni aus dem linken Spektrum. Der Kanadier Justin Trudeau ist ein Liberaler mit linken Einsprengseln, vom Franzosen Emmanuel Macron glauben das viele Linke.