Mohammed bin Salman

Gibt es in Saudi-Arabien tatsächlich Frauen, die ihr Gesicht nicht mehr verhüllen?

Die Weltlage ist verwirrend. Wie schaffen wir es, uns entspannt über strittige Probleme der Zeit zu unterhalten? Ein profil-Guide, Teil 9.

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Ja. Kronprinz Mohammed bin Salman hat vor Kurzem im Namen des Königshauses erklärt, dass Kopftücher und Gesichtsschleier nicht Pflicht sind.

Und macht sich das bemerkbar?

Im öffentlichen Raum vorerst nicht. Selbst in einem vergleichsweise liberalen Umfeld wie Jeddah - der großen Hafenstadt am Roten Meer - war bei einem profil-Lokalaugenschein Ende März auf der Straße kaum eine Frau ohne Niqab zu sehen. Bei Veranstaltungen mit eingeschränkter Öffentlichkeit (etwa Ausstellungseröffnungen oder Kongressen) und in Lokalen legen inzwischen aber immer mehr Saudi-Araberinnen den Gesichtsschleier und manche auch das Kopftuch ab, selbst wenn fremde Männer anwesend sind. Für Ausländerinnen wurde übrigens auch schon zuvor keine Verhüllung erwartet, im Gegenteil: Nicht-Musliminnen mit Kopftuch sorgten vor allem für Verwunderung. Dass die komplett Unverhüllten weiterhin in der Minderheit sind, liegt an einer Mischung aus Religion, Tradition und Gewöhnung und sozialer Kontrolle, die ihre Wirkung nicht so schnell verliert.

Und was ist mit den generellen Frauenrechten?

Die wurden verbessert, aber von einem sehr niedrigen Niveau aus: Inzwischen dürfen Frauen Behördengänge erledigen und Unternehmen gründen, ohne die Erlaubnis männlicher Angehöriger einzuholen. Ab Juni ist es ihnen auch erlaubt, Autos zu lenken. Für viele andere Tätigkeiten und Entscheidungen brauchen sie aber weiterhin die Zustimmung eines männlichen Vormundes - und dieses Privileg werden viele Saudis wohl auch in absehbarer Zukunft nicht aufgeben.

Sagen Sie: "Kleidervorschriften sind etwas für Abendempfänge."

Sagen Sie nicht: "Bisher durften Frauen nicht am Steuer sitzen, und jetzt kommen die selbstfahrenden Autos."

25 Fragen, um die Welt zu erklären: