Ob Glaube oder Nationalismus: Ost- und Westeuropäer denken anders

Studie zeigt deutliche Unterschiede in zentralen gesellschaftlichen Fragen.

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In ihrer Haltung zu zentralen gesellschaftlichen Fragen unterscheiden sich Ost- und Westeuropäer deutlich. Das hat das US-Forschungsinstitut Pew Research Center bei Umfragen unter fast 56.000 Erwachsenen in 34 Ländern ermittelt.

"Der Eiserne Vorhang, der einst Europa teilte, mag längst der Vergangenheit angehören, doch der Kontinent ist entzweit durch große Unterschiede in den Einstellungen der Öffentlichkeit zu Religion, Minderheiten und sozialen Themen wie gleichgeschlechtliche Ehe und legale Abtreibung", folgern die Analysten. Zentrale Ergebnisse im Detail:

JUDEN UND MUSLIME: Insbesondere Muslime haben es in Osteuropa schwer. In den meisten Ländern dort würde weniger als die Hälfte einen von ihnen gerne in der Familie sehen. In Tschechien wären es gerade einmal 12 Prozent. Am offensten waren Niederländer mit 88 Prozent. Für jüdische Familienmitglieder zeigten sich die Befragten generell aufgeschlossener. Dennoch würden nur 35 Prozent der Griechen Juden in der Familie willkommen heißen, der niedrigste Wert unter den ausgewerteten EU-Staaten. Die Niederländer führen mit 96 Prozent, 88 Prozent bei Muslimen. Österreich lag mit 54 Prozent (Muslime) und 65 Prozent (Juden) im Mittelfeld.

GLEICHGESCHLECHTLICHE EHE: In allen westeuropäischen Ländern überwiegt die Zustimmung für Ehen von Schwulen und Lesben. In den meisten dieser Staaten ist eine solche Verbindung auch im Gesetz vorgesehen. Genau andersherum ist es in Osteuropa. So sind etwa neun von zehn Russen strikt gegen gleichgeschlechtliche Ehen. In Österreich sind 72 Prozent der Befragten dafür.

GEFÜHL KULTURELLER ÜBERLEGENHEIT: Auch 58 Prozent der Norweger halten die eigene Kultur für überlegen. Vereinfacht gilt aber: Je weiter es nach Osten geht, desto verbreiteter ist eine solche Haltung. Griechen stimmen zu 89 Prozent zu, Georgier zu 85 Prozent, Armenier zu 84 Prozent, Russen und Bulgaren zu 69 Prozent, Bosnier zu 68 Prozent. In Österreich betrachten 47 Prozent die eigene Kultur als überlegen.

ABTREIBUNG: In westeuropäischen Ländern befürworten mindestens 60 Prozent Möglichkeiten zur legalen Abtreibung (Österreich: 73 Prozent). Schweden liegt vorn mit 94 Prozent Befürwortern. In Osteuropa ist die Zustimmung niedriger, allerdings gibt es auch dort in vielen Ländern Mehrheiten dafür. Die EU-Länder mit der niedrigsten Zustimmung waren Polen (41 Prozent) und Griechenland (45 Prozent).

GLAUBE AN GOTT: In Osteuropa glauben mehr Menschen an Gott als in Westeuropa - in Georgien sind es sogar 99 Prozent. Unter den untersuchten EU-Staatsbürgern sind die Rumänen am gläubigsten (95 Prozent), gefolgt von den Griechen (92 Prozent). Die Tschechen liegen mit 29 Prozent hinten. In Westeuropa glauben weniger als zwei Drittel an Gott. In den Niederlanden, Belgien oder Schweden glaubt mehr als die Hälfte nicht an Gott. In Österreich glauben 67 Prozent der Menschen an Gott. In den meisten Ländern sowohl in West- wie in Osteuropa sind die Menschen für eine Trennung von Kirche und Staat.

GLAUBE AN SCHICKSAL, BÖSEN BLICK UND WIEDERGEBURT: Der Glaube, dass das Leben vorherbestimmt ist, ist in Osteuropa weiter verbreitet als im Westen. Armenien führt die Liste mit 83 Prozent an, Italien liegt mit 24 Prozent am anderen Ende. In Österreich glauben 34 Prozent an das Schicksal. Dass man mit dem "bösen Blick" andere verfluchen oder ihnen schaden kann, glauben eher die Befragten in Osteuropa. In Griechenland und Lettland sind 66 Prozent von der Existenz des "bösen Blicks" überzeugt, in Österreich gerade einmal 13 Prozent. Deutlich weniger verbreitet, im Osten wie im Westen, ist der Glaube an Wiedergeburt (18 Prozent in Österreich).

HERKUNFT UND NATIONALE IDENTITÄT: In den meisten Ländern, sowohl in Ost- wie auch in Westeuropa, betrachtet die Mehrheit die Geburt eines Menschen im eigenen Land oder die Herkunft seiner Familie als zentral für die Zugehörigkeit zur nationalen Identität. Im Osten hat dies aber einen höheren Stellenwert als im Westen. In Österreich hält das etwas mehr als die Hälfte der Menschen für wichtig.

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