Großbritannien vor Brexit: 27 bleibende Staaten müssen zustimmen

Das Land verlässt am Freitag um Mitternacht in einem geregelten Verfahren nach 47 Jahren die EU. EU-Parlamentarier sangen zum Abschied "Auld Lang Syne".

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Einen Tag vor dem geplanten Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union sollen am Donnerstag die verbleibenden EU-Staaten dem Brexit-Vertrag noch einmal zustimmen. Die 27 Mitgliedsländer sollen das Austrittsabkommen damit endgültig billigen und somit die Ratifizierung abschließen. Das Prozedere gilt als Formsache.

Damit kann Großbritannien die EU dann am späten Freitagabend (24.00 Uhr, MEZ) nach mehr als 47 Jahren Mitgliedschaft geordnet verlassen. Am Mittwochabend hatte bereits das Europaparlament den Vertrag ratifiziert. Die Abgeordneten stimmten in Brüssel mit großer Mehrheit für das mehr als 500 Seiten starke Austrittsabkommen. Danach floss die ein oder andere Träne und "Auld Lang Syne" wurde angestimmt.

Britischer EU-Handelsdelegierter: Pakt geht sich bis Ende 2020 aus

Andrew Mitchell, Europa-Staatssektretär im britischen Handelsministerium, hofft auf den Abschluss eines umfassenden Handelspakts mit der EU bis Ende 2020, wenn die Brexit-Übergangsfrist abläuft. Das Abkommen soll auch den Dienstleistungssektor einschließen. Die britische Regierung habe nicht vor, die EU bei Umwelt- und arbeitsrechtlichen Standards zu unterbieten.

In der Debatte um britische und europäische Standards und ob London von den strengen EU-Vorgaben aufweichen darf, gehe es nicht "um einen Wettlauf nach unten. Autonomie ist nicht mit Aufweichung gleichzusetzen", sagte Mitchell anlässlich seines gestrigen Wien-Besuchs der "Presse" (Donnerstagausgabe).

Der "Königliche Handelsbeauftragte für Europa" ist optimistisch, dass sein Land und die EU bis Jahresende ein Handelsabkommen zustande bringen. "Wie kompliziert das alles wird, hängt auch davon ab, wie kompliziert es die Verhandler machen wollen", so Mitchell zum "Kurier". Das Ziel der Briten sei jedenfalls ein "tief greifendes, umfassendes Abkommen mit der EU, das sicherstellt, dass der Handel auch weiterhin ruckfrei funktioniert."

Falls von der Regierung in London erwünscht, sei man auch bereit und in der Lage, parallel mit der EU und den USA zu verhandeln.

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Der Erfolgsautor Jonathan Coe über seinen Brexit-Roman „Middle England“, die vielen Zufälle, die den EU-Austritt möglich machen – und seine Hoffnung, dass Großbritannien abseits Europas trotzdem erfolgreich ist.