Himmlisches Heim

Himmlisches Heim: Die Kardinäle des Papstes leben lieber fürstlich

Vatikan. Der Papst mag Bescheidenheit predigen, seine Kardinäle leben lieber fürstlich

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Thomas Migge, Rom

Die italienische Presse nennt die Wohnung „das goldene Penthouse“: 700 Quadratmeter im obersten Stockwerk inklusive darüber liegender Terrasse im Herzen von Rom. Besitzer der Immobilie ist Tarcisio Bertone: Vom Papst als Kardinalstaatssekretär pensioniert, lässt er sich nun einen pompösen Alterssitz im Vatikan errichten.

Franziskus, der Bescheidenheit nicht nur predigt, sondern auch selbst vorlebt, indem er sich auf eine karge Zweizimmerwohnung beschränkt, soll mit dem für seinen Hang zum Luxus bekannten Bertone von Beginn an nicht ausgekommen sein. Entsprechend verärgert ist der Papst nun angeblich über Bertones Bauprojekt.

Bertone, der bereits unter Franziskus’ Vorgänger Benedikt XVI. im Zentrum verschiedener Skandale stand, ficht das nicht an: „Ich werde dort mit drei Ordensfrauen wohnen, die sich um meinen Haushalt kümmern, und brauche somit viel Platz“, erklärte er kühl. Abgesehen davon sei der Wohnbereich des Anwesens ohnehin weniger als 400 Quadratmeter groß. In Privatgesprächen beharren viele Kurienbischöfe und -kardinäle darauf, dass es ihr traditionelles Recht sei, standesgemäß zu leben. Soll heißen: mit großen Salons, Empfangsbereichen und Schlafzimmern für
Gäste.

Im Vergleich zu einigen anderen pensionierten Karriereklerikern lebt Bertone tatsächlich verhältnismäßig bescheiden. Seine kirchlichen Kollegen, die das Glück haben, eine der begehrten Wohnungen in den sogenannten „propilei piacentiniani“ zu ergattern – den während des Faschismus errichteten Gebäuden an der Via della Conciliazione – wohnen teilweise noch herrschaftlicher. Die meisten Bischöfe und Kardinäle müssen zudem nicht einmal Mieten entrichten: Ihre Appartements gehören der päpstlichen Vermögensverwaltung APSA, die über rund 1800 Wohnungen in Rom gebietet und im Vorjahr durch eine Geldwäsche-Affäre um ihren einstigen Oberbuchhalter Nunzio Scarano in die Schlagzeilen kam.

Katholische Geistliche können außerdem auf billigen Wohnraum der religiösen Vereinigung „Pio Sodalizio dei Piceni“ zurückgreifen. Die seit dem Jahr 1600 existierende Organisation besitzt die meisten historischen Gebäude zwischen Piazza Navona und Engelsburg.