"I can't breathe": Die letzten Worte von George Floyd

Nach dem Tod von George Floyd durch Polizeigewalt treten Wut und Empörung über die alltägliche Diskriminierung der Schwarzen in den USA eruptiv zutage.

Drucken

Schriftgröße

Insgesamt 5367 Personen wurden seit Anfang 2015 in den USA von der Polizei erschossen. 1265 davon, nicht ganz ein Viertel, waren Afroamerikaner. Schon hier stimmt die Relation nicht mehr: Schwarze machen rund 13 Prozent der Gesamtbevölkerung in den Vereinigten Staaten aus, Weiße 61 Prozent. Beim letalen Schusswaffengebrauch gegen Unbewaffnete kippt das Verhältnis aber endgültig: 138 Opfer in den vergangenen fünf Jahren waren Weiße, 110 -also überproportional noch viel mehr - Schwarze. Auffällig viele Afroamerikaner wurden getötet, als sie versuchten, sich einer Kontrolle durch die Polizei zu entziehen. Das mag damit zusammenhängen, dass viele von ihnen in (klein-)kriminelle Aktivitäten verwickelt waren; aber auch damit, dass in den USA bereits vergleichsweise geringe Gesetzesverstöße (etwa der Besitz einer kleinen Menge Drogen) schwere Konsequenzen haben können - und nicht zuletzt damit, dass Schwarze glauben oder wissen, Schlimmes befürchten zu müssen, wenn sie es mit der Exekutive zu tun bekommen.

Dass das Aggressionspotenzial in den Vereinigten Staaten generell größer ist als etwa in Europa, scheint offenkundig; dass Polizisten schneller zur Waffe greifen als anderswo in der westlichen Welt, ebenso. In dieser Hinsicht bedingt das eine möglicherweise das andere. Eines zeigt sich bei der Analyse der 110 Fälle sehr klar: In Österreich wären die meisten, wenn nicht alle unbewaffneten Opfer noch am Leben.

 

profil zeichnet diese 110 Fälle in seiner aktuellen Titelgeschichte nach. Lesen Sie die ganze Geschichte in der aktuellen Printausgabe.

 


25. Mai 2020. George Floyd, 46, Minnesota. Gegen acht Uhr abends kauft der afroamerikanische Türsteher in Minneapolis Zigaretten und bezahlt mit einem 20-Dollar-Schein. Der Mann an der Kassa hält die Banknote für gefälscht und ruft die Polizei. Was danach genau passiert, ist derzeit Gegenstand von Ermittlungen. Das Video eines Passanten zeigt das tödliche Ende der Amtshandlung: Acht Minuten und 46 Sekunden lang wird Floyd, der bereits in Handschellen ist, von drei Polizisten auf dem Boden fixiert. Derek Chauvin, einer der Beamten, kniet dabei auf dem Hals des Festgenommenen und nimmt ihm die Luft zum Atmen. In den letzten zwei Minuten und 53 Sekunden bewegt sich Floyd nicht mehr. "Mann stirbt nach medizinischem Vorfall während Interaktion mit der Polizei", lautet das erste Statement der Behörden.


"It's my face man

I didn't do nothing serious man

please please please

I can't breathe

please man

please somebody

please man

I can't breathe

I can't breathe

please man

can't breathe

my face

just get up

I can't breathe

please

I can't breathe shit

I will

I can't move

mama

mama

I can't

my knee

my nuts

I'm through

I'm through

I'm claustrophobic

my stomach hurt

my neck hurts

everything hurts s

ome water or something

please

please

I can't breathe officer

don't kill me

they gon' kill me man

come on man

I cannot breathe

I cannot breathe

they gon' kill me

they gon' kill me

I can't breathe

I can't breathe

please sir

please

please

please I can't breathe."

Robert   Treichler

Robert Treichler

Ressortleitung Ausland, stellvertretender Chefredakteur