Doron Rabinovichi im Interview mit Robert Treichler
Nahost

„Israel kann nicht zusehen, wie der Iran es mit Raketen überzieht“

Der jüdische Schriftsteller Doron Rabinovici über die offene Wunde des 7. Oktober, genozidale Slogans gegen Juden und das Irrationale am Vorgehen des Iran.

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Wir führen dieses Gespräch, weil sich die Massaker der Hamas vom 7. Oktober 2023 zum ersten Mal jähren. Aber was mit dem Überfall der Terrororganisation auf Israel begann, hat sich in den vergangenen Tagen und Wochen tatsächlich zum überregional großen Krieg ausgeweitet, der vor einem Jahr drohte. Israels Krieg in Gaza ist nicht zu Ende, der Krieg gegen die Hisbollah im Libanon wird nun auch mit Bodentruppen geführt, der Iran hat am Dienstag 180 Raketen auf Israel abgefeuert. Kann man über den traumatischen 7. Oktober überhaupt als abgeschlossenes Ereignis sprechen?

Doron Rabinovici

Nein. Solange die Hamas Geiseln in Gaza in ihrer Gewalt hat, ist der 7. Oktober für die Israelis eine offene Wunde. Solange Zigtausende seit einem Jahr wegen der Raketen der Hisbollah nicht in ihr Zuhause im Norden zurückkehren, blutet sie nach. Für die Bevölkerung in Gaza ist der 7. Oktober ebenso wenig vorbei. Das Konzept von Israels Premier Benjamin Netanjahu, die Hamas durch Geldflüsse zu befrieden, um Verhandlungen mit der Palästinensischen Administration zu vermeiden, ist dahin. Zudem wurde das Gefühl, in Israel endlich einen sicheren Ort für jüdisches Leben zu haben, an diesem Tag erschüttert. Hamas-Anführer Yahya Sinwar wollte am 7. Oktober einen überregionalen Konflikt auslösen. Das ist ihm zwar gelungen, aber ich bezweifle sehr, dass er sich den Verlauf so vorgestellt hat, denn militärisch entwickelt sich die Auseinandersetzung gar nicht so, wie er es sich erhofft hat. Von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah ganz zu schweigen. (Anm.: Er wurde am 27. September bei einem israelischen Luftangriff auf das Hauptquartier der Hisbollah in Beirut getötet.)

Robert   Treichler

Robert Treichler

Ressortleitung Ausland, stellvertretender Chefredakteur