Nahost-Konflikt eskaliert - Raketen über Tel Aviv und Luftangriffe auf Gaza
Militante Palästinenser im Gazastreifen haben am Mittwoch erneut den Großraum Tel Aviv mit Raketen angegriffen. Im Stadtzentrum heulten die Warnsirenen, Menschen eilten in die Schutzräume. Nach palästinensischen Medienberichten starben bei neuen israelischen Luftangriffen im Gazastreifen mindestens fünf Menschen. Seit Beginn der Offensive sind somit mindestens 30 Menschen ums Leben gekommen.
Im Südens Israel seien in der Früh neuerlich vier Raketen eingeschlagen, sagte eine Armeesprecherin. Schäden und Verletzte gab es nicht. Im Großraum Tel Aviv seien mindestens fünf Raketen durch das Abwehrsystem "Eiserne Kuppel" abgefangen worden, berichtete das israelische Radio. Ein Militärsprecher sagte, die islamistische Hamas verfüge noch über Dutzende Raketen, die auch weiter entfernte Ziele in Israel erreichen könnten. Sie hätten eine Reichweite von rund 100 Kilometer. Die Küstenmetropole Tel Aviv ist 70 Kilometer vom Gazastreifen entfernt.
Weiter massive Angriffe im Gazastreifen
Die Armee setzte in der Nacht zum Mittwoch ihre massiven Angriffe im Gazastreifen fort. Insgesamt seien 160 Ziele beschossen worden, teilte die Armee mit. Seit Beginn der Militäroperation in der Nacht zuvor hätten Luftwaffe und Marine 435 Ziele angegriffen. Militante Palästinenser im Gazastreifen hätten in diesem Zeitraum 225 Raketen auf Israel abgefeuert. Davon habe die Raketenabwehr rund 40 abgefangen. Berichte über Opfer in Israel gab es bisher nicht.
Im Gazastreifen kamen durch die Angriffe nach Angaben von Rettungskräften 25 Menschen ums Leben. Nach Angaben eines Armeesprechers wurden 120 Raketenwerfer, zehn Kommandoposten der Hamas und "zahlreiche" Tunnel bombardiert.
Extremistenführer getötet
Außerdem seien zwei Wohnhäuser von "Militärchefs der Hamas" und Büros des Innenministeriums und der Sicherheitskräfte der Hamas angegriffen worden.
Nach palästinensischen Angaben befindet sich unter den Todeopfern auch ein Extremistenführer. Hafez Hamad, Anführer der Gruppe Islamischer Jihad sowie vier seiner Angehörigen seien beim Bombardement eines Hauses in Beit Hanun ums Leben gekommen, teilte das Innenministerium von Gaza mit. Israel hält sich auch die Möglichkeit einer Bodenoffensive im Gazastreifen offen.
Militante Mitglieder der im Gazastreifen herrschenden Palästinenserorganisation Hamas hatten am Dienstagabend auch weiter entfernte Städte in Israel angegriffen, darunter auch Tel Aviv und Jerusalem. In der Küstenstadt Khadera nördlich von Tel Aviv sei eine Rakete eingeschlagen, sagte die Sprecherin. Die Stadt liegt 117 Kilometer vom Gazastreifen entfernt. Dies sei der Raketenangriff mit der bisher größten Reichweite gewesen. Die israelische Armee hatte zuvor mitgeteilt, dass palästinensische Extremisten über Dutzende Raketen verfügen, die mit einer Reichweite von rund 100 Kilometern große Teile Israels treffen können.
Reaktion auf Ermordungen
Die Gewalt in der Region eskaliert seit Juni, als im Westjordanland drei jüdische Schüler entführt und getötet wurden. Die Regierung machte dafür die Hamas verantwortlich. Netanjahu drohte mit Vergeltung und einer Verstärkung der Bombenangriffe auf Stellungen der Hamas im Gazastreifen.
Keine palästinensiche Gruppierung bekannte sich zu den Verbrechen. Die Hamas stritt alle Vorwürfe ab und beschuldigte wiederum Israel, die Morde für weitere Militärschläge zu instrumentalisieren.
Offensichtlich aus Rache wurde in der vergangenen Woche ein palästinensischer Jugendlicher in der Nähe von Jerusalem getötet. Sechs jüdische Tatverdächtige sind deswegen in Haft.
Der UN-Sicherheitsrat hatte nach den Ermordungen der israelischen Jugenddlichen noch alle Parteien in dem Konflikt aufgerufen, auf Maßnahmen zu verzichten, "die die Situation weiter destabilisieren".
Der Historiker Tom Segev hatte im profil-Interview noch den Weg, den die israelische Regireung einschlägt, als selbstmörderisch bezeichnet.
(Red./SaHa)