#JeSuisCharlie: Solidarität mit "Charlie Hebdo"
Der Hashtag #JeSuisCharlie sei bereits in mehr als 3,5 Millionen Twitter-Nachrichten verwendet worden, teilte das Online-Portal mit.
6500 Kurzbotschaften pro Minute
Ein Höhepunkt wurde am Mittwochabend um 21.30 Uhr erreicht, als 6500 Tweets pro Minute registriert wurden. Am Mittwochnachmittag standen die zehn am häufigsten von französischen Internetnutzern verwendeten Stichwörter im Zusammenhang mit dem Anschlag auf "Charlie Hebdo". Besonders häufig waren dabei die Hashtags #JeSuisAhmed (Ich bin Ahmed) und #JeSuisPolicier (Ich bin Polizist). Damit sollte der beiden bei dem Attentat getöteten Polizisten gedacht werden. Im sozialen Internetnetzwerk Instagram wurden am Donnerstagnachmittag rund 648.700 Fotos mit dem Stichwort #JeSuisCharlie geteilt.
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Bei dem Anschlag auf "Charlie Hebdo" waren am Mittwoch zwei Männer mit Kalaschnikows in die Redaktionsräume im Stadtzentrum von Paris gestürmt. Sie töteten dort und auf ihrer Flucht insgesamt zwölf Menschen. Unter Hochdruck wird nach den beiden Hauptverdächtigen gesucht - dem 32-jährigen Cherif Kouachi und seinem 34-jährigen Bruder Said.
Die als Haupttäter verdächtigten Brüder Cherif (32) und Said Kouachi (34) sollen bei dem Anschlag in Paris zwölf Menschen getötet und elf verletzt haben. Der nach dem Anschlag ebenfalls gesuchte 18 Jahre alte Schwager der beiden Brüder hatte sich am Mittwochabend der Polizei gestellt. Er soll seine Unschuld beteuern.
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Die Polizei fahndete mit tausenden Beamten und Spezialkräften in mehreren Städten nach den Tätern. Die beiden Tatverdächtigen sind nach Angaben des Pariser Innenministers Bernard Cazeneuve auch im Vorfeld überwacht worden. Dabei habe es allerdings keinerlei Hinweise auf einen bevorstehenden Terrorakt gegeben, gegen die Männer habe es auch kein juristisches Verfahren gegeben, sagte Cazeneuve dem Sender Europe 1.
Die Brüder sollen am Mittwoch schwarz vermummt die Redaktion des Magazins mitten in der Hauptstadt gestürmt und um sich geschossen haben. Unter den zwölf Todesopfern waren acht Journalisten. Während des Anschlags riefen die Männer "Allah ist groß", "Wir haben den Propheten gerächt" und "Wir haben Charlie Hebdo getötet". Zudem sollen sie behauptet haben, zur Terrororganisation Al-Kaida zu gehören.
Staatspräsident Francois Hollande hatte für Donnerstag einen Tag der nationalen Trauer ausgerufen. Zu Mittag gedachten Menschen in ganz Frankreich und auch in anderen europäischen Städten der Opfer des Anschlags. Das EU-Parlament gedachte mit einer Schweigeminute der Opfer. Die Flaggen vor dem EU-Parlament und vor der EU-Kommission wurden auf Halbmast gesetzt.
Mehrere französische Blätter druckten am Donnerstag eine fast schwarze Seite Eins. Eine Reihe europäischer Zeitungen druckte Mohammed-Karikaturen und andere religionskritische "Charlie Hebdo"-Zeichnungen nach. Der Kolumnist des Magazins Patrick Pelloux kündigte an, die nächste Ausgabe von "Charlie Hebdo" solle in der kommenden Woche erscheinen.
In mehreren Gemeinden Frankreichs kam es zu Attacken auf muslimische Einrichtungen. Eine Moschee im nordwestfranzösischen Mans sowie ein muslimischer Gebetsraum im südfranzösischen Port-la-Nouvelle seien in der Nacht beschossen worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Verletzt wurde demnach niemand. Eine Explosion gab es nach Polizeiangaben zudem Donnerstag früh vor einem Kebab-Geschäft nahe einer Moschee im ostfranzösischen Villefranche-sur-Saone. Auch dort sei niemand verletzt worden.
Schlimmster Terroranschlag seit 40 Jahren
Nach Berichten von Augenzeugen eröffneten mindestens zwei mit schwarzen Kapuzen bekleidete Männer am Mittwoch gegen 11.30 Uhr mit Kalaschnikows das Feuer in den Redaktionsräumen im elften Pariser Arrondissement. Später erklärte die Polizei, "drei Verbrecher" seien beteiligt gewesen. Es handelt sich um den schlimmsten Terroranschlag in Frankreich seit mindestens 40 Jahren.
Erst diese Woche hatte "Charb" die Karikatur eines bewaffneten Islamisten veröffentlicht. "Immer noch keine Attentate in Frankreich" steht über dem Bild. Und in einer Sprechblase: "Wartet. Man hat bis Ende Jänner, um seine Wünsche zu äußern."
Nach dem Anschlag schossen die Attentäter vor dem Sitz der Zeitung einen Polizisten nieder, auch die Windschutzscheibe eines Polizeifahrzeuges wurde von Kugeln durchsiebt. Danach flohen sie in einem offenbar zuvor bereitgestellten Fahrzeug. Im Norden der Stadt ließen sie dieses stehen und zwangen einen Autofahrer ihnen sein Gefährt zu überlassen. Ob sie auch den Mann selbst als Geisel nahmen war vorerst nicht bekannt.
Zum Hintergrund der Tat war zunächst offiziell nichts bekannt. Auf der Flucht riefen die Bewaffneten laut einem Video, das von einem benachbarten Gebäude gedreht wurde jedoch, "Allah Akbar" und "Wir haben den Propheten gerächt". Die Bewaffneten hätten zudem angegeben, Teil von Al-Kaida zu sein, zitierte die Zeitung "L'Humanite" eine Augenzeugin. Französische Muslimvertreter verurteilten den Anschlag am Mittwoch umgehend, auch die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) zeigte sich entsetzt.
Aucun acte barbare ne saura jamais éteindre la liberté de la presse. Nous sommes un pays unis qui saura réagir et faire bloc.
— François Hollande (@fhollande) January 7, 2015
Der französische Präsident Francois Hollande, der unmittelbar nach dem Anschlag mit mehreren Ministern zur Redaktion von "Charlie Hebdo" eilte, sprach in einer ersten Reaktion klar von einem Terroranschlag. "Daran gibt es keinen Zweifel", sagte der Präsident am Mittwoch. Es handle sich um einen Schock für Frankreich". Die Täter würden "solange verfolgt, wie es notwendig ist, um sie zu fassen."
Zeitung stand permanent unter Polizeischutz
"Charlie Hebdo" war mehrfach wegen Mohammed-Karikaturen in der Kritik. Nach der Veröffentlichung einer "Scharia"-Sonderausgabe mit einem "Chefredakteur Mohammed" waren bereits im November 2011 die Redaktionsräume in Flammen aufgegangen. Der Sitz der Zeitung stand zuletzt permanent unter Polizeischutz, der am Mittwoch zuständige Beamte starb ebenfalls bei dem Anschlag.
Seine neueste Ausgabe, die am Mittwoch erschienen ist, widmete die Zeitung dem neuen Roman des französischen Skandal-Autors Michel Houellebecq, der darin die Machtübernahme durch einen muslimischen Präsidenten in Frankreich im Jahr 2022 beschreibt.
(AFP/APA/Red.)