Johannes Gungl: „Ein Großteil verwendet chinesisches Equipment“
profil: Wie weit sind chinesische Unternehmen wie Huawei bereits in österreichische Netze involviert? Gungl: Meines Wissens gibt es kaum ein Telekommunikationsnetz, das nicht irgendein Equipment von chinesischen Herstellern integriert hat. Das gilt für alle Netze der aktuellen 4G-Generation in größerem oder geringerem Ausmaß. profil: Warum werden gerade jetzt anlässlich der Innovation des 5G-Gesetzes Sorgen geäußert, dass etwa die chinesische Regierung Zugriff auf sensible Daten erhalten könnte? Gungl: 5G kann als absolute Schlüsseltechnologie gesehen werden. Es hat Features, die einen enormen Sprung nach vorn mit sich bringen: größere Bandbreite, geringere Latenzzeit, eine größere Zahl an Geräten zur selben Zeit im Netz, niedrigerer Stromverbrauch. Außerdem ist zu erwarten, dass das sogenannte Internet der Dinge, bei dem alles mit allem verbunden wird, ungeheure Veränderungen mit sich bringt. 5G wird mehr als 4G auch eine Industrieanwendung sein, etwa in den Bereichen Mobilität, Energie, Gesundheit, Landwirtschaft, Robotik.
Wir haben heuer im Februar eine erste Versteigerung von 5G-Frequenzen.
profil: Ihre Behörde wickelt das Frequenzvergabeverfahren für die neuen 5G-Netze ab. Bieten chinesische Unternehmen dabei mit? Gungl: Hersteller von Netzwerkkomponenten wie etwa Huawei bieten typischerweise nicht mit. Es bieten nur Mobilfunkanbieter mit oder die, die es werden wollen. profil: Sind die Bieter bereits bekannt? Gungl: Ja. Wir haben heuer im Februar eine erste Versteigerung von 5G-Frequenzen, da kennen wir die Bieter bereits. profil: Verwenden diese Bieter Huawei oder anderes chinesisches Equipment? Gungl: Es ist davon auszugehen, dass von allen in kleinerem oder größerem Umfang chinesisches Equipment verwendet wird. profil: Müssen die Mobilfunkbetreiber das im Zuge ihres Gebots offenlegen? Gungl: Nein, das geht uns nichts an. Es handelt sich um standardisiertes Equipment, das sie einkaufen können, bei wem sie wollen. Darauf haben wir keinen Einfluss.
profil: Inwiefern sind Lieferanten der Netzwerkkomponenten wie etwa Huawei am weiteren Betrieb des Netzes beteiligt? Gungl: Wenn Unternehmen Netzwerkkomponenten liefern, bleiben sie üblicherweise auch für die Wartung zuständig. Wenn etwas nicht funktioniert, beheben sie das, gemeinsam mit den Betreibern auch mittels Fernwartung, ähnlich wie beim iPhone, wo sich Apple aus der Ferne einloggt, um das Gerät zu checken. Das kann auch ein Netzwerklieferant, denn es handelt sich um ein Standard-Feature. profil: Theoretisch könnte also zu einem späteren Zeitpunkt etwas eingeschleust werden, um Daten umzuleiten, das zu Beginn nicht vorhanden war? Gungl: Ja. profil: Gab es bisher irgendwelche Probleme mit chinesischen Herstellern in Bezug auf Datenlecks? Gungl: Wir haben keine Hinweise auf solche Fälle.
Wir haben keine gesetzliche Grundlage, um irgendjemandem irgendein Equipment zu verbieten.
profil: Wann genau wird die Vergabe entschieden? Gungl: Das lässt sich nicht sagen; bis zur endgültigen Entscheidung kann es Wochen dauern. profil: Gibt es Klauseln in der Ausschreibung, die sich auf die Verwendung bestimmter Produkte beziehen? Gungl: Wir haben keine gesetzliche Grundlage, um irgendjemandem irgendein Equipment zu verbieten. Solange standardisierte Geräte eingesetzt werden, ist das in Ordnung. profil: Sie haben keine Handhabe, um jemanden wegen Sicherheitsbedenken vom Vergabeprozess auszuschließen? Gungl: Wir sind eine Wettbewerbsbehörde. Wir sind im Rahmen der Frequenzvergabe nur sehr eingeschränkt mit Sicherheit befasst. profil: Würde es die Errichtung der 5G-Netze gefährden, wenn man chinesische Netzwerkkomponenten gänzlich verböte? Gungl: Es würde sich bestimmt verzögern. Andere müssten die Aufträge auffangen und dazu erst einmal entsprechende Ressourcen aufbauen. Das dauert. Huawei hat 30 Prozent Marktanteil, was Netze betrifft, und ist Technologieführer. Es hätte auch negative Auswirkungen auf den Wettbewerb und damit die Preise.