Taiwan

Will Xi die Insel?

China probt immer glaubhafter einen Krieg gegen Taiwan. Blufft Xi Jinping nur, oder könnte es der Insel im Pazifik wie der Ukraine ergehen?

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Mangelnde Kreativität kann man den Streitkräften der Volksrepublik China nicht vorwerfen. Die größte Armee der Welt ließ vor zwei Wochen einen Cartoon verbreiten. Darin zu sehen: William Lai, der Staatspräsident Taiwans, dargestellt als giftig-grüne Made.

In dem Propaganda-Video wird Lai als ein „Parasit“ bezeichnet, der Taiwan in den Untergang treibe. Das grausame Ende des Clips: Der Präsident wird auf zwei Sushi-Stäbchen aufgespießt und über der brennenden Insel Taiwan gegrillt.

Die Message der kommunistischen Führung in Peking ist unmissverständlich: Das widerspenstige Taiwan soll sich der Volksrepublik China beugen, seine Führung entmenschlicht werden.

Begleitet wurde das Video von einem groß angelegten Militärmanöver. China simulierte zwei Tage lang einen Krieg gegen Taiwan, eine Insel, die sich selbst verwaltet, aber von Peking als abtrünnige Provinz angesehen wird.

Taiwan, flächenmäßig kleiner als Bayern, ist de facto eigenständig, völkerrechtlich gesehen aber nicht souverän. Seit dem Ende des Chinesischen Bürgerkrieges 1949 ist die Insel in einem Konflikt mit dem übergroßen China gefangen, das Taiwan als Teil des eigenen Territoriums sieht. Der Überfall Russlands auf die Ukraine hat in Taiwan die Sorge vor einem Angriffskrieg der Volksrepublik noch größer werden lassen. Populär wäre eine solche Wiedervereinigung, wie Peking es nennt, nicht. Der Anteil jener, die sich eine Vereinigung mit China wünschen, geht Umfragen zufolge zurück. Mehr noch: Eine Mehrheit würde die Insel in einem solchen Szenario militärisch verteidigen wollen. In Taiwan wächst eine Generation heran, die eine eigenständige Identität entwickelt und in einer Demokratie groß geworden ist.

Franziska Tschinderle

Franziska Tschinderle

schreibt seit 2021 im Außenpolitik-Ressort. Studium Zeitgeschichte und Journalismus in Wien. Schwerpunkt Südosteuropa / Balkan.