Kanadas kulinarische Konflikte

"Poutine" ist ein Gericht, das aus Pommes frites, Käsebruchstücken (meist Cheddar) und Bratensauce zubereitet wird.

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Eine Speise also, die den Rahmen gängiger Diätpläne sprengt - und die nicht nur in dieser Hinsicht explosiv ist. Poutine steht derzeit im Zentrum eines Streits, bei dem es um kulturellen Mundraub, kulinarischen Separatismus und einen innerkanadischen Kulturkampf geht. Spätestens nämlich seit der vormalige US-Präsident Barack Obama das Kalorien-Mischmasch - etwas aufgewertet durch geräucherte Ente -im Weißen Haus servieren ließ, um damit den kanadischen Premier Justin Trudeau zu erfreuen, gilt Poutine als international geadelt. Bloß: Wessen Poutine? Wer darf die Urheberschaft für die Kalorienbombe für sich beanspruchen? Kanadier vermarkten es fröhlich als "kanadische Spezialität", was wiederum den französischsprachigen Québécois arg aufstößt, die Poutine als ehemaliges Armenessen ihrer Volksgruppe für sich reklamieren.

Identitätspolitik versus Globalisierungskultur

Die Poutine-Bewegung erfährt in der Provinz Québec, eine einst französische Kolonie, die 1763 an Großbritannien fiel, starkes mediales Echo und passt in den herrschenden Trend der kulturell-ethnischen Abgrenzung: Kürzlich erließ die Nationalversammlung von Québec eine Resolution, in der Kaufleute aufgefordert werden, anstatt des üblichen, französisch-englischen Grußes "Bonjour hi" zu den Kunden nur noch "Bonjour" zu sagen. Damit soll das Primat des Französischen gegenüber dem Englischen demonstriert und erhalten werden. Identitätspolitik versus Globalisierungskultur ist fraglos ein Thema, das man in Kanada am besten bei einer nicht zu knappen Portion Poutine debattieren sollte.