"Wir können nur hoffen"

Karin von Hippel über Donald Trump: "Wir können nur hoffen"

Die ehemalige US-Spitzendiplomatin Karin von Hippel über die Erwartungen an die Außenpolitik von Donald Trump.

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profil: Donald Trump muss sehr viele Positionen neu besetzen. Was bedeutet das für die US-Außenpolitik? Karin von Hippel: Die Außenpolitik wurde in letzter Zeit immer vom Weißen Haus bestimmt. Das könnte sich mit Trump ändern. Es ist allerdings zu früh, dies zu beurteilen. Wir haben oft genug gehört, dass er sich nicht lange konzentrieren kann. Er langweilt sich schnell und interessiert sich nicht für Details. Sein Außenminister und die von ihm ernannten Diplomaten könnten, wenn er sie machen lässt, erheblichen Spielraum haben. Trump aber ist auch dünnhäutig, er mag es nicht, wenn jemand unabhängig ist oder eine andere Meinung vertritt. Die Fluktuation der Mitarbeiter könnte viel größer sein, als wir es unter Obama gewohnt waren. Im Außenministerium gibt es viele kompetente Karrierediplomaten, die dem Präsidenten und seinem Umfeld die Außenpolitik erklären können. Wir alle können nur hoffen, dass er diesen Leuten zuhört.

Es beunruhigt mich, dass Trump so eng mit Wladimir Putin ist

profil: Und wenn nicht? Bricht dann die Weltordnung zusammen? Von Hippel: Präsident Barack Obama hat schnell gelernt und sich für jedes Detail interessiert. Trotzdem konnte er die unglaublich komplizierten Probleme in der Welt nicht lösen. Die USA brauchen Partner, um die Herausforderungen anzugehen, egal ob es Syrien, den Kampf gegen die Terrormiliz IS oder den Klimawandel betrifft. Es beunruhigt mich, dass Trump so eng mit Wladimir Putin ist. Wenn Russland grünes Licht dafür bekommt, Aleppo in Schutt und Asche zu legen, wäre das ganz schlecht für die Zivilbevölkerung. Trump selbst würde damit kein Gesetz brechen, und Putin schert sich nicht um die Kritik von westlichen Partnern oder der UN. Ihm scheint es außerdem egal zu sein, dass ein humanitäres Desaster in Syrien weitere Flüchtlingswellen Richtung Europa auslösen und ein Machtvakuum entstehen lassen könnte, das von den Dschihadisten gefüllt werden würde.

Die anderen Staaten müssten mit eigenen politischen Initiativen Trumps Versuche abwehren

profil: Was können andere Regierungen jetzt tun? Von Hippel: Wenn Trump ausrastet, wie er es im Wahlkampf manchmal tat, dann muss die Weltgemeinschaft Druck ausüben, damit das internationale Recht gewahrt bleibt. Die anderen Staaten müssten mit eigenen politischen Initiativen Trumps Versuche abwehren, etwa den Iran-Deal zurückzunehmen oder sich von NATO-Verpflichtungen zurückzuziehen. Die Rolle der UN wird wichtig sein, dort gibt es glücklicherweise mit António Guterres einen starken neuen Generalsekretär.

profil: Trump meinte auch, dass Japan und Südkorea Atomwaffen entwickeln sollten. Von Hippel: Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass er diese Idee weiter verfolgen wird. Irgendjemand wird ihm sagen, dass das eine wirklich schlechte Idee ist. Ich denke schon, dass er sich bei solch wichtigen Themen wie Atomwaffen wie ein vernünftiger Mensch verhalten wird.

Karin von Hippel war jahrelang im US-Außenministerium im Bereich Konfliktlösung und Terrorismusbekämpfung tätig und arbeitete als Kabinettschefin des Präsidentiellen Gesandten für die Globale Koalition für den Kampf gegen den IS. 2015 wurde sie als erste Frau und US-Amerikanerin zur Direktorin des britischen Thinktanks "The Royal United Services Institute“ (RUSI) in London bestellt.

Tessa   Szyszkowitz

Tessa Szyszkowitz