Paul Köllensperger (Team Köllensperger)

Köllensperger mischt Südtiroler Parteienlandschaft auf

Der Unternehmer landete einen Überraschungserfolg - das Ziel #mitregieren wird sich aber nicht erfüllen.

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Nach Bekanntwerden des Wahlergebnisses in Südtirol fragten sich außerhalb der autonomen Provinz südlich des Brenners am Montag wohl viele: Wer ist Paul Köllensperger? Dem 48-jährigen Unternehmer gelang bei der Landtagswahl ein Überraschungserfolg, seine vor wenigen Monaten gegründete Liste wurde zweitstärkste Partei hinter der SVP. Das erklärte Ziel Mitregieren dürfte sich für Köllensperger aber wohl nicht erfüllen.

Dennoch gelang es dem Team Köllensperger die Parteienlandschaft in Südtirol gehörig aufzumischen. Die Liste kam auf 15,2 Prozent und kann sechs Abgeordnete in den Landtag schicken. Bisher gab es auf deutschsprachiger Seite traditionell nur die Opposition rechts der Südtiroler Volkspartei (SVP) sowie die Grünen. Köllensperger präsentierte sich im Wahlkampf bewusst als Kandidat der Mitte, der sich politisch weder links noch rechts verorten will.

Ideologisch ist der Unternehmer damit von der SVP gar nicht weit entfernt. Punkten konnte er aber mit dem Glanz des Neuen. Mit dem Schlagwort Erneuerung konnte er wohl auch viele bisherige Wähler der seit dem 1948 regierenden SVP für sich gewinnen. Auch die rechtspopulistischen Freiheitlichen verloren offenbar massiv an den neuen Mitbewerber. Die Vision Köllenspergers ist ein erneuertes Südtirol ohne Parteibuchlogik und ohne Ideologien. Im Wahlkampf setzte er bewusst auf Sachthemen wie Verkehr und Gesundheit sowie auf den Kampf gegen Politiker Privilegien.

Viele Menschen in Südtirol seien schon lange der Meinung gewesen, dass es eine Opposition zu der seit Jahrzehnten regierenden SVP brauche, meint der Politologe Günther Pallaver von der Universität Innsbruck. Bisher hätten viele daher die Freiheitlichen gewählt. Nun seien vor allem die liberale Wähler zu Köllensperger gewechselt.

Mit seiner ruhigen, sachlichen Art schaffte es der Bozner in den vergangenen Jahren sich zu einer Marke zu machen. Seit 2013 saß der 48-Jährige nämlich bereits für die Fünf-Sterne-Bewegung im Südtiroler Landtag. Für die in Rom regierende populistische Partei dürfte das Wahlergebnis besonders bitte sein. Ihr einstiger Spitzenkandidat in Südtirol Köllensperger holte 2013 erstmals ein Landtagsmandat für die Partei. Mit seiner seriösen, konstruktiven Oppositionspolitik erwarb sich der Politiker Popularität und Respekt über die Parteigrenzen hinweg.

Wir haben ein ausgefeiltes Programm und im Gegensatz zu jenen, die uns nun attackieren, nicht auf Themen wie Doppelpass, Flüchtlinge oder Wolf und Bär gesetzt

Im diesjährigen Wahlkampf wollte Köllensperger mit der nationalen Partei ein Übereinkommen finden, um eine autonomere Südtirol-Liste aufzustellen, die auf die Besonderheiten der autonomen Provinz - darunter die Zweisprachigkeit - eingehen kann. Nachdem die italienische Fünf-Sterne-Partei nicht einverstanden war, trennte sich Köllensperger von der Bewegung und stellte seine eigene Liste auf.

Im Team Köllensperger versammelte er 25 Persönlichkeiten aus der Zivilgesellschaft - unter anderem aus den Bereichen von Bürgerlisten - aus allen Landesteilen. Unter dem Slogan "Mut für Neues" setzte die Liste auf Sachthemen wie Verkehr, Gesundheit und Wirtschaft. "Wir haben ein ausgefeiltes Programm und im Gegensatz zu jenen, die uns nun attackieren, nicht auf Themen wie Doppelpass, Flüchtlinge oder Wolf und Bär gesetzt, sondern auf Themen, die die Menschen direkt betreffen wie Sanität und Verkehr", so Köllensperger selbst dazu.

Der Wahlslogan #mitregieren wird sich aber wohl nicht verwirklichen lassen. Die Regierungsbeteiligung dürfte daran scheitern, dass sich unter den sechs gewählten Kandidaten des Team Köllensperger kein italienischer Kandidat befindet. Die SVP braucht aber wegen des ethnischen Proporzes einen italienischen Koalitionspartner.

Köllensperger will seine Liste dennoch dauerhaft als politischer Player in der Südtiroler Parteienlandschaft etablieren. Er hat angekündigt, die Partei nach der Wahl umbenennen zu wollen, um von der Personifizierung wegzukommen und breiter aufzustellen: "Ich will das Team zu einer Kraft in der politischen Landschaft machen, die nicht mehr wegzudenken ist, in einem Land, das zu lange von einer Partei regiert wurde."