Die IS-Hochburg Mossul
"Das sind Wahnsinnige, keine Soldaten“

Irakischer Kommandant aus Mossul: "Das sind Wahnsinnige, keine Soldaten“

Die Schlacht um die IS-Hochburg Mossul geht in ihre entscheidende Phase. Irakische Kampftruppen rücken zu den Stellungen der Terrormiliz vor. Haidar Matueh, Kommandant der Offensive, im Gespräch mit profil über den Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat“ (IS).

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Die Schlacht um die IS-Hochburg Mossul geht in ihre entscheidende Phase. Tausende Kämpfer der Terrormiliz haben sich in der Altstadt verschanzt, irakische Kampftruppen rücken unter schweren Verlusten zu deren Stellungen vor. Petra Ramsauer im Gespräch mit Haidar Matueh, irakischer Kommandant der Offensive in West-Mossul, über den Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat“ (IS).

profil: Einigen Berichten zufolge ist der IS stark geschwächt, und ihr Führer Abu Bakr al-Baghdadi befindet sich auf der Flucht. Ist der Terrorstaat besiegt? Haidar Matueh: Glauben Sie mir: Wir besiegen diese Terroristen jeden Tag. Momentan machen wir in Mossul extreme Fortschritte. Und das ist die letzte Bastion des IS im Irak. Ihre Kämpfer sind eingekreist und geraten auch westlich der Stadt, hin zur Grenze nach Syrien, massiv unter Druck. Aber es wird noch eine Zeit dauern, bis sie endgültig besiegt sind.

profil: Wie lange Ihrer Meinung nach? Matueh: Wenn ich Ihnen das sagen würde, wäre ich ein schlechter Kommandant. Bald jedenfalls, hoffe ich. Aber das schwierigste Stück steht uns noch bevor: die Altstadt Mossuls, wo die Gassen zu eng für gepanzerte Fahrzeuge sind. Hier haben sie ihre Kräfte konzentriert. Ich gehe davon aus, dass sich noch 7000 Kämpfer dort verschanzt halten.

profil: Angesichts der massiven Truppenstärke der irakischen Einheiten sind das nicht sehr viele. Matueh: Der IS hat seine härtesten Einheiten in der Altstadt. Hier kämpfen wir gegen Milizen, die zu allem bereit sind. Ich habe das schon mehrmals erlebt. Da hatten wir kleinere Gruppen quasi eingekreist. Sie standen mit dem Rücken an der Wand, aber sie hörten nicht auf zu kämpfen. Sie schossen wie verrückt um sich.

profil: Angeblich bilden tschetschenische IS-Kämpfer den harten Kern. Welche Rolle spielen momentan die ausländischen Terroristen, auch Europäer? Matueh: Tschetschenen sind massiv im Einsatz, aber auch Saudis, Tunesier, Pakistani, Deutsche, Franzosen, Amerikaner, Kanadier. Die ganze Welt ist da! Ich gehe davon aus, dass circa die Hälfte, die jetzt in Mossul kämpft, aus dem Ausland kommt. Sie alle sind hier, weil sie sterben wollen. Und das tun sie auch. Sie haben einen unverwüstlichen Glauben in ihre Ideologie, an den Dschihadismus, das Märtyrertum. Das sind Wahnsinnige, keine Soldaten - Leute, die aufs Töten und aufs Sterben aus sind.

profil: Die irakischen Bodentruppen haben massive Unterstützung durch Luftschläge. Welche Staaten sind involviert? Matueh: Die gesamte internationale Anti-IS-Koalition fliegt derzeit Angriffe - und mit ihr die irakische Armee. Das ist das größte denkbare Aufgebot.

profil: Trotz alledem erleiden die irakischen Einheiten schwere Verluste. Warum? Matueh: Seit dem 8. März läuft der entscheidende Teil der Offensive. Wir rücken so rasch wie möglich voran. In solchen Momenten gelingen natürlich auch Treffer. Wir rechnen sehr bald damit, den IS hier ein für alle Mal ausgelöscht zu haben. Und natürlich: Wir haben Verluste. Aber wir haben ein Ziel, das es zu erreichen gilt. Und dafür müssen wir alles tun.

INTERVIEW: PETRA RAMSAUER

Das Interview stammt aus dem profil Nr. 11 vom 13.3.2017. Das aktuelle profil können Sie im Handel oder als E-Paper erwerben.