Konflikt in Niger spitzt sich zu: Hunderte Europäer verlassen Sahelzone
„Wir müssen zeigen, dass wir nicht nur bellen, sondern auch beißen können“, so der Tenor der Ecowas (Economic Community of West African States), die diese Woche eine Delegation nach Niger entsandt hat. Sollte der Deeskalationsversuch der Staatengemeinschaft ignoriert und der gestürzte Präsident Mohamed Bazoum innerhalb von sieben Tagen nicht wieder eingesetzt werden, müsse Ecowas „als letzte Option“ militärisch eingreifen. Statt einer Beruhigung der Lage spitzt sich die Situation derzeit allerdings weiter zu und setzt die gesamte Sahelzone in Alarmbereitschaft.
Wer kann, verlässt das Land: Über 560 Evakuierungen hat es bereits nach Frankreich gegeben, außerdem sind mindestens 40 Deutsche und rund 90 Italiener:innen mit Militärmaschinen weggebracht worden. Laut österreichischem Außenministerium konnten bisher drei Österreicher aus Niger sicher außer Landes gebracht werden, aktuell sind noch vier mit nigrischem Aufenthaltsort beim Ministerium registriert. Auch Spanien kündigte Transporte an, Großbritannien zieht Botschaftspersonal ab. Laut dem nigrischen Militärjunta-Chef General Abdourahamane Tiani gibt es jedoch keinen Grund dafür. Die Europäer:innen seien nie „der geringsten Bedrohung“ ausgesetzt gewesen. Die rund 1500 französischen, 1100 amerikanischen und knapp 100 deutschen Soldaten bleiben vorerst im Land.
Ecowas setzt wirtschaftliche Sanktionen zur Entschärfung des Konflikts
Ecowas sendete nun eine Delegation nach Niger, die vom früheren nigrischen Militärchef Abdulsalami Abubakar geleitet wird. Alle Optionen seien auf dem Tisch, auch die militärische. Diese sei zwar die letzte Möglichkeit, man sei jedoch darauf vorbereitet, so Ecowas-Kommissar für politische Angelegenheiten, Frieden und Sicherheit. Nach dem siebenten Putsch in weniger als drei Jahren fordert Ecowas die Wiedereinsetzung der alten Regierung und verhängte Sanktionen, wie die Einstellung aller Finanztransaktionen und das Einfrieren von Vermögenswerten. Die Machthaber suchen indes nach Verbündeten, derzeit stehen Mali und Burkina Faso und Guinea an der Seite der Putschisten.