Internationale Kritik an Rückzug der USA aus Atom-Deal mit dem Iran
Mit seiner Entscheidung zum Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran hat US-Präsident Donald Trump international Kritik und Sorge ausgelöst. Die Regierungen Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens äußerten am Dienstagabend "Bedauern und Sorge" und kündigten an, sich zusammen für den Erhalt der Vereinbarung einsetzen zu wollen.
Politiker und Experten äußerten die Befürchtung, dass der Nahe Osten nach Trumps Entschluss weiter destabilisiert werden könnte. Trump hatte seine Entscheidung am Dienstag unter anderem damit begründet, dass Teheran trotz der Vereinbarung von 2015 sein Streben nach Atomwaffen fortgesetzt habe. Zugleich leitete Trump die Wiedereinsetzung von Sanktionen ein.
Deutschland, Frankreich und Großbritannien wollen sich für Erhalt einsetzen
Die an dem mühsam ausgehandelten Atomabkommen beteiligten drei europäischen Staaten, Deutschland, Frankreich und Großbritannien erklärten, die Vereinbarung bleibe "wichtig für unsere gemeinsame Sicherheit", deshalb würden sich die drei Länder für den Erhalt des Abkommens einsetzen. Auch die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini, die bei dem Deal vermittelte, erklärte, die EU sei "entschlossen", das Atomabkommen aufrecht zu erhalten.
Das russische Außenministerium reagierte "tief enttäuscht" auf Trumps Entscheidung. Ex-US-Präsident Barack Obama, unter dessen Regierung das Abkommen ausgearbeitet worden war, sprach von einer "fehlgeleiteten" Entscheidung und einem "schwerwiegenden Fehler" seines Nachfolgers. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres rief die übrigen Unterzeichner dazu auf ihre Verpflichtungen einzuhalten.
Rouhani droht mit Urananreicherung
Der iranische Präsident Hassan Rouhani kündigte an, mit den übrigen Unterzeichnern des Abkommens - Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Russland und China - über Trumps Entscheidung sprechen zu wollen. Er drohte aber auch damit, die iranische Urananreicherung wieder zu verstärken, und warf Trump "psychologische Kriegsführung" vor.
Der iranische Parlamentspräsident Ali Larijani wertete den Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen als Verstoß gegen die Vereinbarung. Die USA würden dadurch isoliert, sagt er laut einem Bericht des staatlichen Fernsehens vom Mittwoch. US-Präsident Donald Trumps Abkehr von dem Atom-Deal sei "eine diplomatische Show". Frieden und Sicherheit seien bedroht. Der Iran sei angesichts der gegenwärtigen Lage nicht dazu verpflichtet, seine Zusagen einzuhalten. "Ich bin mir nicht sicher, ob die europäischen Unterzeichner des Abkommens ihre Versprechen erfüllen werden." Trump verstehe offensichtlich nur die Sprache der Gewalt.
Experten und Politiker befürchten nach Trumps Entscheidung neue Spannungen in der Nahost-Region: "Vermutlich werden wir in den nächsten Tagen und Wochen eine weitere Destabilisierung der Region erleben", sagte der Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Volker Perthes, der Zeitung "Die Welt" vom Mittwoch.
Auch das transatlantische Verhältnis dürfte durch Trumps Entschluss weiter belastet werden. Es handle sich um eine "schwerwiegende Fehlentscheidung", die "zu einer erheblichen Belastung des transatlantischen Verhältnisses führen" werde, sagte der CDU-Außenpolitiker Jürgen Hardt dem Nachrichtenportal T-Online.
Folgen für europäische Investoren
Trump hatte auch angekündigt, mit den Verbündeten an einer "umfassenden und dauerhaften" Lösung zum Stopp der iranischen Aktivitäten im Nahen Osten zusammenarbeiten zu wollen. Eine weitere Kooperation zwischen den USA und den Partnern dürfte aber nicht zuletzt auch durch die Folgen seiner Entscheidung für europäische Investoren erschwert werden. Der neue US-Botschafter in Berlin, Richard Grenell, forderte, als Konsequenz aus den US-Sanktionen sollten deutsche Unternehmen ihre Geschäfte im Iran "sofort" herunterfahren. Trumps Sicherheitsberater John Bolton gab in Washington bekannt, dass die Strafmaßnahmen "ab sofort" für alle Neuverträge gelten würden. Ausländische Firmen, die bereits im Iran seien, hätten drei bis sechs Monate Zeit, um das Land zu verlassen. Ansonsten werde ihnen der Zugang zum US-Markt verwehrt. US-Finanzminister Steven Mnuchin machte klar, dass auch europäische Firmen betroffen sein könnten, wenn sie weiter mit dem Iran Geschäfte machten.
Die deutsche Wirtschaft zeigte sich besorgt: "Das Wiederaufleben der US-Sanktionen führt zu enormer Verunsicherung bei der deutschen Wirtschaft", erklärte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Volker Treier.
Merkel, Macron und May erklärten zu den US-Sanktionen, ihr Festhalten an dem Atomabkommen schließe "den Erhalt von wirtschaftlichen Vorteilen" der Vereinbarung "für das iranische Volk ein". Schon vor Trumps Iran-Rede hatte die EU-Kommission mitgeteilt, sie bereite zusammen mit dem Iran Maßnahmen zum Schutz europäischer Unternehmen vor.