Stacheldraht

Kroatischer Polizist bestätigt illegale Abschiebungen an der EU-Grenze

"Wir haben die Migranten nicht registriert. Wir haben ihnen nicht erlaubt, Asyl zu beantragen".

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Wie profil in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, erhebt ein kroatischer Polizist schwere Vorwürfe gegen das Innenministerium seines Landes. Die dortigen Behörden hätten systematisch und ohne rechtsstaatliches Verfahren eine unbekannte Zahl von Migranten über die EU-Außengrenze abgeschoben. „Wir haben die Migranten nicht registriert. Wir haben ihnen nicht erlaubt, Asyl zu beantragen“, so der Beamte, der selbst drei illegale Abschiebungen einräumt: „Das waren die Befehle unserer Vorgesetzten von der Polizeistation.“ Dass dies nicht dem Gesetz entsprach, habe er erst später erfahren.

In allen Fällen, an denen er selbst beteiligt war, seien die Migranten nicht direkt beim Grenzübertritt nach Serbien oder Bosnien zurückgewiesen, sondern in der Hauptstadt Zagreb festgenommen und mit Polizeifahrzeugen bis zur EU-Außengrenze gebracht worden. Dabei, so der Polizist, hätten die Beamten das GPS des Wagens ausgeschaltet und über ihre privaten Handys kommuniziert, um Spuren zu verwischen.

Wer die Teilnahme an derartigen Aktionen verweigerte, sei unter anderem mit Gehaltsabzügen bestraft worden.

Der Mann möchte anonym bleiben, da er für die Teilnahme an den Abschiebungen mit rechtlichen Konsequenzen zu rechnen hätte. profil konnte die Identität des Polizisten anhand seines Dienstausweises verifizieren. Durch seine Aussagen werden zahlreiche Berichte über illegale Push-Backs der kroatischen Behörden an der EU-Außengrenze bestätigt. NGOs schätzen, dass allein im vergangenen Jahr rund 10.000 Menschen entgegen der gesetzlich vorgesehenen Verfahren über die grüne Grenze abgeschoben wurden.

Das kroatische Innenministerium ließ eine Anfrage von profil unbeantwortet.