Libyen: Sieben mörderische Brüder
Eine Windhose wirbelt den roten Staub auf, der Häuser, Straßen und auch die Moschee bedeckt, die auf einer kleinen Anhöhe steht. Das Stück Land, das sich von dieser Moschee bis zum Ende des kleinen Tals erstreckt, gehört der Familie von Hamza Abdullah. Es ist kurz nach sechs Uhr abends, Hamza geht langsam, seine Worte vermischen sich mit dem Rauschen des Windes, bald werden sie lauter, schärfer. Er wiederholt die Worte, als fürchtete er, sie zu vergessen, als hätte er Angst, der Wind würde sie davontragen. Vermischt mit dem Wind klingen sie wie ein Gebet, doch das sind sie nicht: „Es war sein Land. Es war sein Zuhause. Er wollte hier begraben werden“, sagt der 30-Jährige.
Hamza spricht von seinem Vater. Das Fleckchen Land am Rand der Stadt war stets der Ort, an dem er Ruhe fand. Heute ist es das Grab von fünf Menschen. Hamzas Vater, seine drei Brüder und ein Cousin, abgeführt in einer Winternacht, getötet ohne Gnade.
Das Haus der Familie, ein ockerfarbener Bau, wie alle anderen Häuser bedeckt von rotem Sand, ist zu einem Zuhause der Überlebenden geworden.
Hamza ist einer der Überlebenden, weil er nicht in Libyen war, sondern in Schottland, um seinen Studienabschluss zu machen, er ist Zivilingenieur. Oder besser: Er war einer.
Als sie alle Männer der Familie entführt hatten, kam er nach Hause, um sich um die zu kümmern, die noch da waren: die Frauen, die Kinder – und um die Fragen über das Verschwinden.
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