Flüchtlinge waten am Grenzübergang Eagle Pass zwischen Mexiko und Texas durch den Rio Grande. Unter den Schutzsuchenden sind immer mehr Asiaten und Afrikaner. 
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Migration in die USA: Amerikas Alptraum

Rund 2,5 Millionen Flüchtlinge sind 2023 über Mexiko in die USA gelangt. Für Präsident Biden wird die Rekordzahl zum Problem, die Republikaner schlachten das Thema im Wahlkampf aus.

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Auf den ersten Blick ist er noch erkennbar, der alte Pomp, der Luxus längst vergangener Tage. Der Eingang des Roosevelt Hotel ist goldverziert, darüber wehen zwei riesige amerikanische Flaggen, doch der Teppich darunter ist grau und abgetreten. Die „große Dame der Madison Avenue“ wurde das Gebäude in der 45. Straße in Midtown Manhattan, New York, früher genannt. Zahlreiche Filme wurden hier gedreht, darunter „Wall Street“ (1987) und „Malcolm X“ (1992). Donald Trump wollte das Roosevelt vor ein paar Jahren kaufen, doch der Eigentümer, eine pakistanische Fluggesellschaft, hatte andere Pläne. Nach den Verlusten in der Corona-Pandemie schloss das Etablissement aus den 1920er-Jahren seine Pforten – um sie im Mai vergangenen Jahres wieder zu öffnen, diesmal nicht für Touristen und Prominenz, sondern für Flüchtlinge und Migranten aus aller Welt.

In den beiden großen Ballsälen mit den Wandmalereien und acht Meter hohen Decken finden seither medizinische Checks statt, Erwachsene und Kinder werden auf Hautausschläge und Krankheiten untersucht, behandelt werden etwa Masern, Tuberkulose und Windpocken. Das Roosevelt Hotel ist zum Erstaufnahmezentrum New Yorks geworden – und die ehemals „große Dame der Madison Avenue“ hat einen neuen Namen bekommen: „Neues Ellis Island“.

Auf der Insel im Hafen vor der Stadt wurden von 1892 bis 1954 rund zwölf Millionen Immigranten registriert. Das geschieht heute im Roosevelt. Seit vergangenem Jahr ist das alte Hotel Symbol für die Flüchtlingskrise New Yorks geworden – und für das Versagen der Stadt.

Die Acht-Millionen-Einwohner-Metropole ist längst an den Grenzen ihrer Kapazitäten angelangt. Mehr als 165.000 Menschen sind seit April 2022 in New York angekommen, teils waren es Tausende pro Woche. Stadtverwaltung und Hilfsorganisationen sind überlastet, der demokratische Bürgermeister Eric Adams spricht von einer humanitären Krise, die in drei Jahren rund zwölf Milliarden Dollar kosten wird. Untergebracht werden die Menschen in mehr als 200 Notunterkünften, in Schulen und ehemaligen Bürogebäuden, in einer Zeltstadt auf dem Parkplatz einer Psychiatrie – oder in einem der 850 Zimmer des Roosevelt.

Siobhán Geets

Siobhán Geets

ist seit 2020 im Außenpolitik-Ressort.