Anschlag in Nizza: Opfergedenken

Anschlag in Nizza: Opfergedenken

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Am Freitag nach dem Attentat wurde bereits eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen. Am 18. Juli wurde zu Mittag eine Schweigeminute im Gedenken an die Opfer des Anschlags von vergangener Woche abgehalten. Der französische Premierminister Manuel Valls und die Gesundheitsministerin Marisol Touraine, so wie 42.000 Zivilisten, nahmen an der Gedenkfeier teil. François Hollande hielt die Schweigeminute im Innenministerium der französischen Hauptstadt ein. In Paris standen die öffentlichen Verkehrsmittel zur selben Zeit für eine Minute still.

Seit dem Attentat kam es zu einer Vielzahl an Verhaftungen von Menschen aus dem Umfeld des Täters. Der sogenannte Islamische Staat bekannte sich zu dem Anschlag. Die französische Nachrichtenagentur AFP meldete, dass bei den Vernehmungen der festgenommenen Personen, angedeutet wurde, der Täter hätte sich kürzlich dem radikalen Islam zugewandt. Die zuständigen Ermittler konnten einen islamistischen Hintergrund jedoch noch nicht eindeutig nachweisen.

Die Hintergründe

Der Attentäter von Nizza litt nach Angaben seines Vaters unter Depressionen. Mit Religion habe sein Sohn nichts zu tun gehabt, sagte Mohamed Mondher Lahouaiej-Bouhlel am Freitag der Nachrichtenagentur AFP in der Stadt Msaken im Osten Tunesiens.

Sein Sohn habe von 2002 bis 2004 "Probleme" gehabt, die zu einem "Nervenzusammenbruch" geführt hätten. Er sei dann "wütend" geworden, habe geschrien und Sachen kaputt gemacht, berichtete der Vater. Die Familie habe Mohamed Lahouaiej-Bouhlel zu einem Arzt gebracht, der ihm Medikamente gegen Depressionen verschrieben habe, berichtete der Vater. Sein Sohn sei "immer allein, immer deprimiert" gewesen, habe aber nicht darüber sprechen wollen.

Seit sein Sohn nach Frankreich ausgewandert sei, habe die Familie fast keinen Kontakt mehr zu ihm gehabt, sagte der weißhaarige Mann vor seinem Haus in Msaken nahe der Hafenstadt Sousse. "Als er nach Frankreich gegangen ist, haben wir nichts mehr von ihm gehört", sagte er. Wann genau sein Sohn auswanderte, konnte er aber nicht sagen.

Der Vater betonte, dass sein Sohn "keine Verbindungen zur Religion" gehabt habe. "Er hat nicht gebetet, er hat nicht gefastet, er hat Alkohol und sogar Drogen genommen", sagte Mohamed Mondher Lahouaiej-Bouhlel. Auch die Familie sei "entsetzt" über die Geschehnisse in Nizza.

Mittlerweile sind vier Männer aus dem näheren Umfeld des Attentäters festgenommen worden, wie die Nachrichtenagentur AFP am Samstag nach Informationen aus Ermittlerkreisen berichtete. Die am Freitag festgenommene Ex-Frau des 31-jährigen Tunesiers befinde sich noch in Polizeigewahrsam.

Der mutmaßliche Attentäter wurde nach Behördenangaben erschossen. Die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft ermittelt. Frankreichs Präsident Hollande sprach von einem "terroristischen Charakter" der Tat. Er verlängerte den Ausnahmezustand in Frankreich um weitere drei Monate.

Hier finden Sie Reaktionen aus aller Welt.

Der mutmaßliche Attentäter hat am Donnerstag gegen 23 Uhr über eine Strecke von rund zwei Kilometern eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Die Polizei habe "in einer sehr gefährlichen Situation einen Terroristen ausschalten können", erklärte Innenminister Bernard Cazeneuve.

"Terroristische Morde"

Die Polizei hatte im LKW den Führerausweis des 31-jährigen, in Tunesien geborenen Mohamed Lahouaiej Bouhlel gefunden. Er sei der Polizei wegen krimineller Vergehen bekannt gewesen. Die Geheimdienste hätten ihn jedoch nicht überwacht. Zudem dürfte der Täter alleine gehandelt haben.

In dem Fahrzeug wurden eine nicht funktionsfähige Granate und Waffenattrappen gefunden. Der Fahrer habe nervös gewirkt. "Er trug eine blaue Uniform", berichtete ein Augenzeuge. Zunächst hätten er und ein anderer Passant angenommen, dass der Fahrer die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren hätte. Erst später hätten sie realisiert, dass er willentlich in die Menschenmenge gerast war.

"Region meiden"

Das österreichische Außenministerium rät allen Urlaubern in Nizza, in ihren Unterkünften zu bleiben. "Es wird dringend empfohlen, die betroffene Region zu meiden. Folgen Sie daher den Anweisungen des lokalen Sicherheitspersonals." Derzeit kann noch nicht ausgeschlossen werden, dass sich unter den mindestens 84 Toten, 52 Schwerverletzten und mindestens 150 Leichtverletzten auch Österreicher befinden.