Mit Gott gegen Matteo Salvini
Massimo Biancalani aus Vicofaro bei Pistoia legt sich mit Innenminister Matteo Salvini an. Immer wieder nimmt der katholische Geistliche illegale Einwanderer bei sich auf und kümmert sich um sie. Katholische Medien und viele Bischöfe würdigen den Einsatz des Priesters als konkret gelebte Nächstenliebe.
Nicht wenige Gemeindemitglieder protestieren jedoch gegen die Hilfe für Einwanderer. Unterstützung bekommen sie von der ausländerfeindlichen Partei Lega und der rechtsextremen Partei Fratelli d'Italia, die den Bürgermeister von Pistoia stellt. "Seit mich Salvini vor rund einem Jahr auf seinem Twitter-Account als Feind des italienischen Volkes bezeichnete, weil ich mich um Menschen kümmere, die seiner Meinung nach hier nichts zu suchen haben, ist bei mir die Hölle los", sagt Biancalani. Die Fenster des Pfarrhauses werden mit Steinen eingeworfen; ausländerfeindliche Graffiti auf Hauswänden sind in Vicofaro an der Tagesordnung. Don Massimo erhält anonyme Briefe, neofaschistische Truppen organisieren Demos vor der Kirche. Die der Regierungspartei Lega nahestehende rechtsradikale Forza Nuova observiert gar die Predigten von Don Massimo, um Aufforderungen zum Gesetzesbruch der Polizei zu melden -etwa die Bitte des Geistlichen an seine Gemeindemitglieder, illegal in Italien befindliche Einwanderer in Privatwohnungen unterzubringen.
Don Massimo lässt sich aber nicht einschüchtern. Und er ist nicht allein. Marco Bedin, katholischer Geistlicher in Ospedaletto bei Vicenza, beherbergt Einwanderer ohne Aufenthaltsgenehmigung. Alex Zanotelli, Angehöriger der Kongregation der Comboni-Missionare vom Herzen Jesu und Buchautor, versucht, die Öffentlichkeit gegen die "Staatsmassaker" an Bootsflüchtlingen im Mittelmeer aufzurütteln. Er gibt die Schuld am Tod der Flüchtlinge der Regierung, "die diese Menschen ertrinken lässt". Stefania Baldini, eine 86-jährige Dominikanerin, wirft Salvini vor, durch "gefährliche Hasssprache" gewalttätige Übergriffe gegen Ausländer zu provozieren. Gemeinsam mit anderen Geistlichen hat sie deshalb den Innenminister "wegen seiner menschenverachtenden Politik" verklagt. Immer mehr kirchliche Rebellen begehren gegen die ausländerfeindliche Politik der Regierung auf, etwa Salvinis Sicherheitsgesetz, aufgrund dessen Hunderte von Einwanderern aus Auffanglagern geworfen wurden und nunmehr gezwungen sind, auf der Straße zu leben. Dutzende von Geistlichen, auch Protestanten und Waldenser, kümmern sich nun um diese Menschen. Salvini lässt die kirchliche Kritik kalt. Er unterscheidet zwischen einer "guten" und einer "schlechten" Kirche und sieht sich als "Kreuzritter" der "guten" Kirche im Kampf gegen die Unterwanderung Italiens durch Ausländer.