profil-Morgenpost: China und der Sack Reis
Guten Morgen!
Es gibt ja diesen aus der Zeit gefallenen Spruch, der ausdrücken soll, dass etwas vollkommen Unwichtiges passiert ist: In China ist ein Sack Reis umgefallen. Wahlweise auch ein Fahrrad. Wann der genau aufgekommen ist, war auf die Schnelle nicht herauszufinden, erste Spuren finden sich jedenfalls schon in den 1980-er Jahren.
Was wieder einmal zeigt, dass alles ein Ablaufdatum haben kann, selbst Sprüche. Nicht nur, weil chinesische Räder mittlerweile überall zu kaufen sind – und auch manchmal umfallen, wie die Pleiten einiger Fahrrad-Verleih-Unternehmungen bezeugen.
Nein, was in China passiert, ist zweifellos wichtig. Zum Beispiel: Während Sie das hier lesen, ist es in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong bereits Nachmittag. Die Chancen stehen gut, dass sich dann wieder etliche tausend Menschen bereitmachen, um auf der Straße für die letzten Reste von Demokratie zu kämpfen, die ihnen von Peking noch gelassen wurden. Dabei riskieren sie Kopf und Kragen, wie eine der Demonstrantinnen für die Titelgeschichte des aktuellen profil erzählt.
Sie sei vorsichtig geworden, weil die chinesische Polizei bei den Demonstrationen Gesichtserkennungssoftware einsetzt, sagt sie. Eine Technologie, die auch die österreichische Polizei bald nutzen darf. Dafür ist es praktisch, dass in der Öffentlichkeit niemand sein Gesicht vermummen darf – einer der Nebeneffekte des von weiten Teilen der österreichischen Bevölkerung bejubelten „Burka-Verbotes“.
Klar, Österreich ist deswegen noch lange nicht China. Klar ist aber auch: Hierzulande gibt es weniger Berührungsängste mit chinesischer Technologie als in anderen Ländern des Westens, was sich in der Diskussion um den Handy-Giganten Huawei zeigt (eine ausführliche Geschichte zu diesem Thema finden Sie in dieser Ausgabe, eine Reportage aus dem Huawei-Hauptquartier hier).
Der US-Botschafter Trevor Traina und Vertreter der Huawei-kritischen Weltmacht ist da im Interview mit profil schon deutlicher: China teilt unsere Werte nicht“, sagte er. Der Spruch mit dem Reis funktioniert übrigens auf Englisch nicht wirklich.