profil-Morgenpost: Geschichten vom Hl. Donald

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Jetzt ist auch schon wieder Freitag, und zumindest in Niederösterreich und Wien ein (halber) Feiertag: In der Bundeshauptstadt haben Lehrer und Schüler, jenseits der Stadtgrenze zusätzlich auch die Landesbediensteten frei bekommen, um ihr zweifellos dringendes Bedürfnis stillen zu können, den Namenstag des Hl. Leopold gebührlich zu begehen.

Nämlicher Leopold war im Jahr 1125 als König von Ostarîchî im Gespräch, verzichtete zu guter Letzt aber auf eine Kandidatur – und zwar unter Hinweis auf sein fortgeschrittenes Alter. Zur Orientierung: Der gute Mann war damals noch keine Mitte 50.

Das beweist wieder einmal, dass sich zwischen dem Anfang des 12. Jahrhunderts und heute doch ein bisschen was geändert hat: Das Durchschnittsalter der drei aussichtsreichsten Kandidaten der US-Demokraten für die Präsidentschaftswahlen 2020 liegt bei 74,6 Jahren; Elizabeth Warren, das Nesthäkchen unter ihnen, hat im vergangenen Juni den 70. Geburtstag gefeiert; Hillary Clinton, die neuerdings laute Rufe vernimmt, doch noch in das Rennen um das Weiße Haus einzusteigen, ist 72.

Amtsinhaber Donald Trump wiederum fühlt sich mit 73 noch fit genug für einen zweiten Durchgang und zweifelsohne würdig, zur Ehre der Altäre erhoben zu werden. Sollte es damit klappen, wäre er übrigens bereits der zweite Heilige dieses Namens: Der erste, der Hl. Donald (Donewald) von Ogilvy, lebte Anfang des 8. Jahrhunderts. Wie alt er wurde, ist unbekannt, aber seine Karriere machte er als Einsiedler in Schottland, was man sich von Trump dringend wünschen würde (er darf währenddessen auch gerne den Golfplatz benutzen, den er dort besitzt).

Aber von beidem – dem Dasein als Klausner in Schottland und der Heiligsprechung – kann ohnehin keine Rede sein. Vielmehr muss Trump derzeit etwas erdulden, das sowohl dem Hl. Leopold, als auch dem Hl. Donald erspart geblieben ist: einem Martyrium, wenn auch nur in politischer Hinsicht. Der US-Präsident sieht sich einem Amtsenthebungsverfahren ausgesetzt, das die Demokraten langsam, aber beständig vorantreiben (Politische Feinspitze können sich übrigens im täglichen „Impeachment-Briefing“ der „New York Times“ über das Verfahren am Laufenden halten). Diese Woche fanden die ersten öffentlichen Zeugeneinvernahmen statt, im Dezember wird das – demokratisch dominierte – US-Repräsentantenhaus (eine der beiden Kammern des Parlaments der Vereinigten Staaten) darüber abstimmen, ob die Verfehlungen Trumps schlimm genug sind, um ihn abzuberufen. Am Ende liegt die Entscheidung aber beim Senat, in dem die Republikaner die Mehrheit haben.

Zunächst müssen sich die Demokraten noch klar werden, wer von ihnen gegen Trump antritt. Ein Schritt dazu ist die TV-Debatte der Kandidaten, die am kommenden Mittwoch stattfindet und an der inzwischen nur noch zehn von ursprünglich 17 Anwärtern teilnehmen.

Eine davon ist die bereits erwähnte Elizabeth Warren, der wir in unserer kommenden Ausgabe ein ausführliches Porträt widmen, an dem Kollege Christoph Zotter gerade letzte Hand anlegt. Ob es tatsächlich sie sein wird, der die Aufgabe zufällt, Trump vom Thron zu stoßen, ist vorerst ungewiss. Möglich ist es aber. Und wenn es ihr gelänge, dann wäre das wirklich ein Feiertag, und zwar ein ganzer. Genießen Sie den heutigen, so gut Sie können!

Was ich gerade höre …

Den profil-Podcast über Hitlers Mann im Vatikan – den österreichischen Bischof Alois Hudal, der nach dem Zweiten Weltkrieg vielen NS-Verbrechern zur Flucht verhalf. Meine Kollegin Christa Zöchling spricht mit dem Historiker Johannes Sachslehner, der eine Biografie über den klerikalen Naziversteher verfasst hat.

Was ich gerade lese …

Mittlerweile hat sich auch in Europa herumgesprochen, dass Afrika kein Land ist, sondern ein Kontinent mit 54 äußerst unterschiedlichen Staaten. Aus nicht weniger als 34 davon hat Bernd Dörries in seiner langjährigen Tätigkeit als Korrespondent der „Süddeutschen Zeitung“ bereits berichtet – und jetzt ein schönes Buch darüber geschrieben, in dem er jedem seiner Recherche- und Reiseziele je ein Kapitel widmet: „Der lachende Kontinent“ wird der Vielfältigkeit Afrikas auf witzige und kurzweilige Art gerecht (Terra Mater Books, 282 Seiten, 24 Euro).