profil-Morgenpost: Stiefel-Kante-Kante
Als Redakteur im Ressort Ausland hat man nicht nur ein grenzenloses Aufgabengebiet, sondern auch unbegrenzte Möglichkeiten, Fehler zu machen: Auf der Welt ist ja doch alles sehr kompliziert, da hatte Fred Sinowatz schon recht.
Man kann Staaten verwechseln (zum Beispiel die beiden Länder in Zentralafrika, die direkt aneinandergrenzen und gleichermaßen Republik Kongo heißen – bloß, dass eines davon etwas unbescheiden das Prädikat „Demokratisch“ für sich in Anspruch nimmt); man kann Datumsangaben durcheinanderbringen (in der islamischen Welt schreiben wir heute den 17. Jumada al-Thani 1441, und nicht den 12. Februar 2020); und dann kann man Namen auf vielfältige Weise falsch schreiben (der gegenwärtige Präsident von Turkmenistan heißt Gurbanguly Mälikgulyýewiç Berdimuhamedow, soviel dazu).
Letzteres war bis zur Erfindung von Wikipedia kein Problem, weil es ohnehin niemandem auffiel, und danach auch nicht mehr, weil man seither die korrekte Schreibweise per Copy&Paste einfach aus dem Internet klauen kann (wie, glauben Sie, hätte ich sonst das Sonderzeichen „ý“ in den Mälikgulyýewiç gebracht? Meine Computertastatur gibt gerade einmal ein „ÿ“ her).
Neue Fehlerquelle
Allerdings ist eine neue Fehlerquelle dazugekommen: Die Aussprache. Das war früher ausschließlich ein Problem unserer elektronischen Kollegen; die Älteren hier werden sich noch an unterschiedliche Versionen des weltlichen Namens von Papst Johannes Paul II. erinnern: Karol Wojtyła (schönes Sonderzeichen übrigens auch) klang im ORF nach allem möglichen von „Woitilla“ bis hin zu postoperativen Zuständen nach kieferchirurgischen Eingriffen.
Seit printmediale Vermittlung nicht mehr ausschließlich Schwarz auf Papier stattfindet, schlagen auch wir uns damit herum. Zum Beispiel bei unserem Podcast „Super Tuesday“, der sich jede Woche mit den bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen beschäftigt. „Trump“, das geht ja gerade noch. Aber jetzt ist ein auf Seiten der Demokraten ein möglicher – und hochinteressanter – Gegenkandidat namens Pete Buttigieg aufgetaucht, der uns vor ungeahnte phonetische Herausforderungen stellt.
Batti-tschietsch“ oder „Buh-tie-tschetsch“
Mal versuchten wir „Batti-tschietsch“, mal „Buh-tie-tschetsch“, mal irgendwas dazwischen, jedenfalls nicht das Richtige. Das Problem haben aber nicht nur wir in Europa – auch in den USA herrscht offenbar Verwirrung, wie Buttigieg auszusprechen ist. Das weiß auch er selbst, deshalb hat er auf seinem Twitter-Account einen Hinweis angebracht: Man sagt Boot-Edge-Edge, was ungefähr wie „Buut-edsch-edsch“ klingt und auf Deutsch übersetzt „Stiefel-Kante-Kante“ bedeuten würde.
Nachdem das geklärt ist, bleibt eigentlich nur noch die Frage, ob man mit so einem schwierigen Namen überhaupt wählbar für die US-Bevölkerung ist. Wie singt die famose Wienerlied-Combo Kollegium Kalksburg in ihrem Lied „Iwaroi wochsn d Hoa“, das von ähnlichen Fragen handelt, doch so schön: „Was kann ma ois ned werd’n, waun ma Krautwaschl haast?“ Im echten Leben wurde das bereits zufriedenstellen beantwortet: Um das Amt des Bischofs der Diözese Graz-Seckau zu bekleiden, ist der Familienname Krautwaschl kein Hinderungsgrund.
Erklärung für die umstrittene Aussprache
Bei den Vorwahlen der Demokratischen Partei im Bundesstaat Iowa vergangene Woche hatte sich Buttigieg mit dem als klaren Favoriten gesetzten Bernie Sanders ein überraschendes Kopf-an-Kopf-Rennen um Platz 1 geliefert (ein offizielles Ergebnis steht wegen Auszählungsproblemen allerdings immer noch aus). In New Hampshire, wo gestern gewählt wurde, kam er ebenso überraschend knapp hinter Sanders auf Platz 2 – um 6.30 Uhr Ortszeit in Österreich lag sein Rückstand bei weniger als zwei Prozentpunkten.
Buttigiegs unerwarteter Aufstieg zum aussichtsreichen Kandidaten ist Grund genug für Robert Treichler und Christoph Zotter, sich im dieswöchigen „Super Tuesday“-Podcast mit ihm auseinanderzusetzen. Darin sind die Ergebnisse von New Hampshire zwar noch nicht berücksichtigt, es gibt aber eine Erklärung für die umstrittene Aussprache seines Namens. Die Insel Malta spielt dabei eine Rolle, aber hören Sie doch einfach einmal hinein.
Einen schönen Tag!
Martin Staudinger
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